Wer braucht eigentlich die Continental-Aktie?

The Motley Fool · Uhr
Conti: Future in Motion

Zweimal in den letzten 25 Jahren hatte die Aktie von Continental (WKN: 543900) einen richtig guten Lauf. Einmal vor der Finanzkrise und einmal nach der Finanzkrise bis Anfang 2018. Seither stolperte der zwischenzeitliche Branchenprimus von einer schwierigen Phase in die andere. Rein von den Bewertungskennzahlen sieht das nach einem attraktiven Investment aus. Aber für wen ist diese Aktie wirklich geeignet?

Conti-Aktien unter das Kopfkissen legen und ruhig schlafen?

Wer im zweiten Halbjahr 2005, als Conti mitten im Umbau vom Gummi- zum Technologiekonzern stand, sich hoffnungsfroh mit Aktien eindeckte, hat zum heutigen Stand praktisch keine Rendite gemacht. Selbst für Langfristanleger ist das eine stattliche Zeitspanne. Die Historie spricht folglich nicht gerade dafür, diese Aktie nach dem Kauf einfach unbeaufsichtigt liegen zu lassen.

Hinzu kommt die Komplexität des Geschäfts. Trotz der Abspaltung der Antriebssparte als Vitesco (WKN: VTSC01) im Jahr 2021 bleiben noch immer einige sehr unterschiedliche Geschäftsfelder. Reifen, Industrietechnologielösungen und Fahrassistenzsysteme haben nur wenig gemeinsam. Und weil der Konzern danach strebt, technisch an der Spitze zu bleiben, müssen regelmäßig passende Mitbewerber übernommen werden.

Allein seit 2019 kamen unter anderem die Antennen-Sparte von Kathrein, der italienische Kunststoffspezialist Merlett Group, der schwedische Fördergurtsystemeanbieter NorrVulk und die amerikanische WCCO Belting dazu. Außerdem Beteiligungen an Start-ups mit Wagniskapital sowie wechselnde Joint Ventures.

Durch dieses Portfoliomanagement verändert Continental kontinuierlich sein Gesicht. Wer zwei Jahre nicht genauer hinsieht, kann so ein völlig anderes Unternehmen entdecken — mit neuen Managern, neuen Strukturen und einer anderen Strategie.

Wer stoisch ist, kann natürlich trotzdem damit umgehen. Aber zum guten Investieren gehört auch das gelegentliche Überprüfen der Investitionsthese. Und bei der Conti-Aktie sollte die Frequenz höher sein als bei unkomplizierteren Titeln.

Conti-Aktien wegen der Dividendenaussichten kaufen?

Komplizierte Aktien werden von Anlegern aus guten Gründen eher gemieden. Genau das könnte jedoch eine Chance darstellen, etwas mehr Rendite für sich herauszuschlagen. Bringt es Conti also zu einem Dividendenschwergewicht?

Sowohl vor als auch nach der Finanzkrise um 2009 hatte Continental Phasen, in denen die Dividenden von Jahr zu Jahr stark angehoben wurden. In der Spitze für das Geschäftsjahr 2018 wurden immerhin 4,75 Euro ausgeschüttet. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 58 Euro (2. Sept.) wäre das eine stattliche Rendite von 8,2 %.

Zuletzt wurden jedoch nur 2,20 Euro bezahlt und für 2020 ist sie sogar ausgefallen. Continental ist also kein besonders zuverlässiger Dividendenzahler. Und dies, obwohl die Dividendenpolitik vorsieht, lediglich 15 bis 30 % auszuschütten.

Analysten rechnen damit, dass mittelfristig wieder 3 bis 4 Euro je Aktie bezahlt werden, was einer Rendite von rund 6 % entsprechen würde. Das ist nicht so schlecht, aber kein zwingendes Kaufargument angesichts der historischen Schwankungsanfälligkeit.

Conti-Aktien wegen Hightech und Software kaufen?

Zuletzt hieß es, dass Continental vermehrt versuche, sich als Software-Lieferant zu profilieren. Bei Cariad soll der Konzern helfen, um die angeblich strauchelnde Softwareentwicklung bei Volkswagen (WKN: 766403) zu beschleunigen.

Dabei ist Continental spätestens seit der Übernahme von Elektrobit im Jahr 2015 eine der führenden Adressen für die Entwicklung von Softwarelösungen im Automobilbereich. Und bei den Elektrooffensive von VW spielt der Konzern seit jeher eine zentrale Rolle.

Conti verfügt auf alle Fälle über eine Menge hochinteressanter Technologien. Neben der Softwarekompetenz fallen mir dabei fortschrittliche Fahrassistenzsysteme, wegweisende Infotainmentsysteme, High Performance Computer, smarte Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation und ein lautsprecherloses 3D-Audiosystem ein.

Durch das Hinzuziehen von Technologiepartnern in Joint Ventures und Konsortien beschleunigt das Unternehmen den Transfer in konkrete Anwendungen.

Aber so schön das alles auch aussieht: So richtige skalierbare Plattformen wie bei den Tech-Giganten finden sich bei Conti eher nicht. Die starke Technologie geht immer wieder aufs Neue in langwierige Programme der Autobauer ein. Auch damit lässt sich gutes Geld verdienen, aber so richtige Wachstumsfantasie kommt kaum auf, zumal Software und Hightech auch künftig nur einen Bruchteil des Gesamtkonzerns ausmachen wird.

Wer diese Aktie kaufen sollte

Die Conti-Aktie lässt nicht ruhig schlafen, bezahlt keine überragende Dividende und ihre Wachstumspotenziale sind begrenzt. Gibt es also überhaupt eine Anlegergruppe, für die sie interessant sein könnte?

Nun, ich denke, dass vor allem neugierige Investoren heute von einem Investment profitieren könnten. Wer als Anteilseigner die Story von Continental verfolgt, der kann bei geringem Risiko eine Menge über die Trends in der Automobilbranche, die Feinheiten der Rechnungslegung und die Kapitalallokation lernen.

Je besser wir diese Mechanismen verstehen, desto eher gelingt es uns zukünftig, gute Unternehmen zu identifizieren, in die es sich noch mehr zu investieren lohnt.

Der Artikel Wer braucht eigentlich die Continental-Aktie? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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