Öffentlich-rechtlicher Rundfunk diskutiert eigene Gemeinwohl-Rolle

dpa-AFX · Uhr

LEIPZIG (dpa-AFX) - Inmitten der Aufarbeitung von Vorwürfen in mehreren ARD-Häusern diskutieren öffentlich-rechtliche Medien die Stärkung ihres Gemeinwohlbeitrags. Es sei genau der richtige Zeitpunkt, dem vertieft nachzugehen, "was unseren Wert für die Gesellschaft ausmacht", sagte die Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Karola Wille, vor einer Konferenz in Leipzig der Deutschen Presse-Agentur. Man hinterfrage vor dem Hintergrund tiefgreifender Veränderungen Gemeinwohl und Vielfalt auf ihr heutiges Verständnis und ihr Gestaltungspotenzial. Das wolle man im Dialog mit der Wissenschaft und auf europäischer Ebene diskutieren.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der hohe Einschaltquoten hat, steht hierzulande derzeit verstärkt in der Kritik. Auslöser sind bislang ungeklärte Vorwürfe der Vetternwirtschaft und des Filzes beim ARD-Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Hinzu kamen unterschiedlich gelagerte Vorwürfe in Funkhäusern beim Norddeutschen Rundfunk (NDR), in einem ersten Prüfbericht wurde ein schwieriges Betriebsklima am Standort Kiel attestiert. Die Lage in den Häusern führte auch dazu, dass die Politik in unterschiedlicher Tonart über mehr Reformen nachdenkt, der Druck steigt auf die Sender.

MDR-Intendantin Wille sprach sich mit Blick auf das Thema Gemeinwohl für mehr Dialog zwischen Sendern und Gesellschaft aus. "Im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern herauszuarbeiten, welche vielfältigen Themen die Menschen beschäftigen, welche Perspektiven, Erfahrungen und Werthaltungen in der Gesellschaft existieren und sie auch zum Gespräch zusammenzuführen - das gehört heute zur journalistischen Arbeit dazu." Auf der Konferenz gehe es auch um die Frage: "Wie schaffen wir mehr Beteiligung durch Dialogformate?"

Es gehe ebenso darum, die Vielfalt der Gesellschaft, die sich immer weiter diversifiziere, abzubilden - zugleich aber auch eine Ausgewogenheit in der Gewichtung herzustellen. "Bei einer Gesellschaft, die vielfältiger geworden ist und sich fragmentiert, fragen wir uns: Was müssen wir als Medien leisten, damit wir unseren Beitrag zum gesellschaftlichen Mehrwert schaffen können?", sagte Wille. Eine Frage sei auch, wie die integrative Aufgabe der Sender gelinge und wie man zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitrage.

Am Mittwoch und Donnerstag werden bei der Konferenz zum Thema Gemeinwohl in Leipzig unter anderen Vertreter von Sendeanstalten, Medienpolitiker und Wissenschaft erwartet./rin/DP/stw

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel