EZB-Protokoll - Dezember-Sitzung endete mit schwierigem Kompromiss

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) haben auf ihrer Dezember-Zinssitzung hart um einen Kompromiss gerungen.

Die Euro-Wächter beschlossen am 15. Dezember schließlich eine Zinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte, den Beginn des Bilanzabbaus im März 2023, und EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte weitere Zinserhöhungen im Umfang von jeweils einem halben Prozentpunkt in Aussicht. "Eine große Zahl von Mitgliedern sprach sich zunächst für eine Anhebung der EZB-Schlüsselzinsen um 75 Basispunkte aus", hieß es im Protokoll des Treffens, das die EZB am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichte. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte gemeldet, dass die Beschlüsse das Ergebnis eines schwierigen Kompromisses gewesen waren.

Dem Protokoll zufolge hatten einige Währungshüter argumentiert, mit einer geringeren Anhebung als um 0,75 Prozentpunkte würde ein falsches Signal gesendet. Es bestünde dann die Gefahr, dass dies als nicht im Einklang stehend mit dem EZB-Inflationsziel von zwei Prozent bewertet werde. Einige Euro-Wächter hielten laut dem Protokoll an ihrer Position zugunsten einer Anhebung um einen dreiviertel Prozentpunkt sogar bis zum Ende fest.

Laut dem Sitzungsbericht wurde der schließlich erzielte Kompromiss in gewisser Weise als gleichwertig mit einer Anhebung um 0,75 Prozentpunkte eingestuft. Die Überlegung dahinter: Ein weniger durch Vorziehen von Schritten und stattdessen mehr stetiger Ansatz sei mit einer mehr hartnäckigeren Inflation und einer anhaltend hohen Unsicherheit vereinbar. Laut früheren Informationen von Insidern konnte auf dem Treffen erst dann ein Kompromiss eingefädelt werden, als Lagarde angeboten habe, auf der Pressekonferenz nach der Sitzung weitere Zinsanhebungen um 50 Basispunkte zu signalisieren sowie starke Aussagen zur Inflation zu treffen.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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