Sparkassen mit 1,5 Mrd Euro Gewinn - Wegen Zinswende 7,8 Mrd Euro Abschreibungen

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Die Sparkassen in Deutschland haben trotz Gegenwind durch den Ukraine-Krieg ihren Gewinn 2022 fast stabil gehalten.

Die rund 360 Sparkassen verdienten nach Steuern 1,5 Milliarden Euro, nach 1,6 Milliarden Euro im Jahr davor, wie der Deutsche Sparkassen und Giroverband (DSGV) am Dienstag mitteilte. Das Geschäftsmodell sei krisenfest, erklärte DSGV-Präsident Helmut Schleweis. Die Institute mussten wegen der abrupten Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) aber Anleihen neu bewerten und Wertberichtigungen von 7,8 Milliarden Euro wegstecken. Diese seien nur vorübergehender Natur. "Wenn die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten werden, dann werden sie zu 100 Prozent zurückgezahlt und holen die zwischenzeitlichen Wertkorrekturen wieder auf", sagte Schleweis. Der 68-Jährige wird Anfang 2024 von seinem gewählten Nachfolger, dem bayerischen Sparkassenpräsident Ulrich Reuter, an der DSGV-Spitze abgelöst.

Im operativen Geschäft konnten die Sparkassen ihr Betriebsergebnis vor Bewertung um gut 19 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro steigern. Dabei kletterte der Zinsüberschuss um 9,2 Prozent auf 21 Milliarden Euro und der Provisionsüberschuss um 3,9 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. Grund dafür seien neben der Zinswende ein stark gestiegenes Bauspargeschäft, netto rund 690.000 mehr Girokonten und deutlich mehr Volumen im bargeldlosen Zahlungsverkehr, sagte Schleweis. Einen höheren Gewinn verhinderten die Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere, die vier Milliarden Euro höher lagen als 2021.

Viele Sparkassen können ihre hohen Kunden-Einlagen nicht in gleichem Maße als Darlehen wieder ausgeben und legen dieses Geld oft in festverzinslichen Assets im Eigenbestand an. Mit der raschen geldpolitischen Wende der EZB und steigenden Zinsen sanken die Kurse dieser Papiere und sorgten am Bilanzstichtag 31. Dezember 2022 für Wertberichtigungsbedarf. "Die Sparkassen sind 2022 operativ so stark, dass sie jetzt nur einen sehr kleinen Teil der früher gebildeten Vorsorgereserven einsetzen müssen, um diese zeitweiligen Wertkorrekturen zu finanzieren", sagte Schleweis. In der Regel hielten die Sparkassen solche Wertpapiere bis zur Endfälligkeit und könnten die Verluste damit wettmachen. Deshalb bereite die Entwicklung keine Sorgen.

Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft fiel mit 370 Millionen Euro geringer aus als in früheren Jahren und als angenommen, wie der DSGV-Chef sagte. "Die weithin erwartete Rezession ist ausgeblieben – und wir erwarten sie auch nicht mehr."

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