Rüstungsgeschäft beflügelt Rheinmetall - Konzern auf Rekordkurs

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Düsseldorf (Reuters) - Der Rüstungskonzern Rheinmetall stellt sich angesichts der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen Zeitenwende auf einen Auftragsboom ein.

Rheinmetall erweitere seine Kapazitäten, stelle Tausende neue Mitarbeiter ein und plane neue Fabriken, sagte Vorstandschef Armin Papperger am Donnerstag. Er rechne beim Auftragseingang mit dem besten Jahr in der Geschichte des Düsseldorfer Unternehmens. Allein in der Bundesrepublik werden aus dem von der Bundesregierung für die Bundeswehr geschaffene Sondervermögen von 100 Milliarden Euro Aufträge erwartet, auch andere NATO-Staaten investieren angesichts des Kriegs in Europa in Rüstung.

Papperger geht von einem anhaltenden Umsatz- und Ergebniswachstum für das laufende Geschäftsjahr 2023 aus. "Rheinmetall übernimmt Verantwortung in einer sich verändernden Welt", sagte Papperger mit Blick auf den Angriff Russlands auf die Ukraine: "Unternehmerisch bleiben wir dabei auf sehr gutem Kurs."

Rheinmetall erzielte 2022 einen Umsatzanstieg um 13 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebit ohne Sondereffekte) kletterte um 27 Prozent auf einen Rekordwert von 754 Millionen Euro. Vor allem das margenstarke Geschäft mit Waffen und Munition trug dazu bei. Die Aktionäre sollen nun für 2022 eine Dividende von 4,30 (Vorjahr: 3,30) Euro je Anteilsschein erhalten. "Wir sind überzeugt von unserem Geschäft", begründete Papperger den Anstieg. Rheinmetall sitzt dabei auch auf prall gefüllten Orderbüchern: Per Ende 2022 lag der Auftragsbestand bei 26,6 Milliarden Euro und erreichte damit einen Höchstwert. 2023 werde der Auftragsbestand weiter deutlich ansteigen - Papperger zufolge wird er deutlich jenseits von 30 Milliarden Euro liegen. Der Manager lobte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, der "Handschlagqualität" habe und dem er "voll und ganz" vertraue.

RHEINMETALL AB MONTAG IM DAX

Der russische Überfall auf die Ukraine hat für die westliche Rüstungsindustrie eine Wende gebracht. "Wir werden geflutet mit Bewerbungen", sagte Papperger. Rund 3000 Stellen könnte Rheinmetall in diesem Jahr schaffen. Die Branche wird für die Stärkung der Bundeswehr und der Truppen der Nato-Staaten gebraucht. Die Ukraine soll zudem mit Munition versorgt werden, in Europa sind zahlreiche Lager leer. Minister Pistorius hatte mehrfach an die Rüstungsindustrie appelliert, ihre Produktion wegen des Krieges in der Ukraine zu steigern. Das spielt auch Rheinmetall in die Karten. Der Konzern will bald ein neues Werk in Ungarn fertigstellen, auch in Sachsen könnte ein neues Pulverwerk entstehen. Die Entscheidung Deutschlands und der Ukraine über eine Panzerfabrik direkt in dem vom Krieg erschütterten Land erwartet Papperger in den nächsten zwei Monaten. Rheinmetall übernimmt zudem den spanischen Munitionshersteller Expal Systems. Der Konzern habe genug Kapazitäten, um die Hälfte des Munitionsbedarfs der Ukraine zu stellen und auch die Bundeswehr versorgen zu können.

Die Bundesregierung hat mit der Einrichtung eines Sondervermögens von 100 Milliarden Euro auf die neue Sicherheitslage durch den Krieg in Europa reagiert, Rüstungskonzerne wie etwa auch Hensoldt erwarten neue Aufträge. Nach Ansicht von Papperger wird das Sondervermögen aber nicht ausreichen.

Rheinmetall zieht dank des Wachstums auch in den deutschen Leitindex Dax ein und löst dort zum 20. März den kriselnden Dialyse-Konzern Fresenius Medical Care (FMC) ab. Der Kurs der Rheinmetall-Aktie hat sich seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges vor gut einem Jahr fast verdoppelt, das Unternehmen ist an der Börse fast elf Milliarden Euro wert. Am Mittag notierte die Aktie mit einem Minus von rund einem Prozent bei 241,70 Euro.

(Bericht von Matthias Inverardi; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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