Kolumne von Heiko Böhmer

Wenn Warren Buffett heute 46 Jahre alt wäre, würde er wohl diese Aktien kaufen

Heiko Böhmer · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Krista Kennell/Shutterstock.com

23 Jahre sind eine verdammt lange Zeit – das gilt für die Börse. Das gilt aber auch für mein Berufsleben. Ich komme darauf, weil ich in diesen Tagen einmal mehr auf der Finanzmesse Invest in Stuttgart bin. Meine Premiere dort hatte ich vor 23 Jahren – im Börsenboom-Jahr 2000. Damals war ich ein Neuling. Heute habe ich viele Höhen und Tiefen an den Finanzmärkten erlebt und kann sagen: Nicht alle Investments gehen auf – da hilft auch kein langer Atem für 23 Jahre.

Kurzer Blick zurück ins Jahr 2000: Im März erreichte der DAX sein Allzeithoch bei rund 8.000 Punkten. Der Neue Markt lockte immer mehr Spekulanten mit tollen Storys rund um das neue Internet an. Ich gehörte auch dazu und kam leider zu spät zur Party. Meine ersten Aktienkäufe lösten sich schnell in Luft auf, weil die Wachstumsstory doch nicht so gut war, wie angekündigt.

Damals war ich auf der Messe unterwegs und versuchte einen Aktienführer zum Neuen Markt zu verkaufen. Ich hatte nur wenig Ahnung vom Aktienmarkt und noch weniger Know-how beim Verkaufen. Das zeigte sich dann auch an den beiden Messetagen, wo ich mit meiner Kollegin nur eine Handvoll Exemplare des Aktienführers verkaufen konnte.

Heute bin ich froh, dass ich noch ein Exemplar im Bücherregal stehen habe. Es ist ein wichtiges Dokument der Börsengeschichte. Der New Economy Boom war mein Einstieg in das Thema Börse. Und eins kann ich sagen: Von dem missglückten Start habe ich mich nicht abschrecken lassen. Zunächst habe ich als Börsenredakteur über viele Jahre einige tausend Artikel geschrieben, um Anlegern die Vorteile des Aktienmarktes näher zu bringen.

Quelle: Die beiden Onvista-Kolumnisten Heiko Böhmer (Links) und Stefan Riße (Mitte) bei einer Podiumsdiskussion auf der Invest 2023 mit der Moderatorin Cornelia Eidloth.

Value Investing entwickelt sich immer weiter

Im meiner jetzigen Rolle als Kapitalmarktstratege für Shareholder Value Management halte ich weiter die Fahne für Aktien hoch. Auf der Invest habe ich dazu gleich zwei Gelegenheiten: Zum einen mit einem eigenen Vortrag über die Vorzüge von Aktien. Zum anderen durch eine Podiumsdiskussion mit meinem Kollegen Stefan Riße, der ebenfalls als Kapitalmarktstratege schon viele Jahre länger an den Börsen aktiv ist.

In der Diskussion näherten wir uns dem bekannten Thema Warren Buffett auf eine neue Weise: „Welche Aktien würde Buffett kaufen, wenn er heute 46 Jahre alt wäre?“ Tatsächlich ist Buffett heute mit 92 Jahren doppelt so alt. Und wenn er heute kaufen würde, könnte er so diese Aktien noch mindesten ein halbes Leben lang halten und von den Vorzügen der Geschäftsmodelle profitieren. Doch da komme ich wieder zum Anfang zurück: Nicht alle Investments an der Börse gehen auf. Genauer gesagt: Die Masse der Aktien verdient auf lange Sicht kein Geld. Selbst große Namen gehören in diese Kategorie. Ob Allianz, Deutsche Telekom oder Nokia: All diese Aktien stehen heute deutlich niedriger als im März 2000 – dem Zeitpunkt meiner ersten Invest-Messe in Stuttgart.

Und natürlich möchte ich auch noch die Frage beantworten, welche Aktien Warren Buffett heute kaufen würde. Nun kann man nicht in den Kopf von Warren Buffett schauen, aber seine Anlagestrategie auf aktuelle Anlagechancen anwenden.

Dieser Rückversicherer passt sehr gut zu Buffetts Strategie

Meiner Einschätzung nach, und dieser Titel findet sich auch in unseren Mandaten, würde ein Rückversicherer wie SCOR aus Frankreich gut ins Portfolio von Buffett passen. Grundsätzlich hat Warren Buffett im Laufe der Jahre immer wieder Aktien von Rückversicherern in sein Beteiligungsportfolio aufgenommen. Das Geschäftsmodell liefert langfristig stabile Erträge – die kurzfristig jedoch auch einmal stärker schwanken können. Da Buffett in der Regel die Aktien aber kauft, um sie lange zu halten, kann er diese Schwankungen gut aushalten. So etwas ist für Warren Buffett ein, wie er es nennt „wunderbares Unternehmen zu einem fairen Preis“.

Wegen der Größe des Aktienportfolios von Buffett von annähernd 300 Milliarden Dollar zum Stichtag 31. Dezember 2022 ist ein Unternehmen wie SCOR mit einem Börsenwert von nur 3,6 Milliarden Euro jedoch schlicht und einfach zu klein, als das es einen signifikanten Einfluss auf das Portfolio haben könnte, denn Buffett könnte ja nicht das gesamte Unternehmen, sondern nur einen Anteil von vielleicht 5 Prozent erwerben.

Das ist im Übrigen eine Herausforderung bei vielen möglichen Aktien für das Portfolio von Buffett. Somit finden sich mittlerweile nur noch Megacaps bei Berkshire Hathaway und an der Spitze steht hier die Aktienbeteiligung an Apple mit einem Wert von zuletzt fast 119 Milliarden Euro, was allein rund 38 Prozent des gesamten Aktienportfolios von Berkshire Hathaway ausmacht.

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