ROUNDUP: Euroraum-Wirtschaft nimmt etwas Fahrt auf und vermeidet Rezession

dpa-AFX · Uhr

LUXEMBURG (dpa-AFX) - In der Eurozone hat die Wirtschaft zu Beginn des Jahres wieder etwas an Fahrt aufgenommen und ist knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt. Im ersten Quartal habe das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um 0,1 Prozent zugelegt, teilte das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mit. Im Schlussquartal 2022 war die Euro-Wirtschaft mit 19 Mitgliedern des Währungsraums leicht um 0,1 Prozent geschrumpft.

Seit Beginn des Jahres zählt auch Kroatien zur Eurozone, die nunmehr aus 20 Mitgliedern besteht. Rechnet man die kroatische Wirtschaftsleistung zur Gesamtentwicklung im Währungsraum hinzu, ergibt sich für das vierte Quartal eine Stagnation der Wirtschaftsleistung und kein Rückgang.

Analysten hatten für das erste Quartal mit einer etwas besseren konjunkturellen Entwicklung gerechnet. Sie waren im Schnitt von einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent ausgegangen. Mit dem leichten Wachstum zum Jahresauftakt ist die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum knapp an einer Winterrezession vorbeigeschrammt. Sinkt das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer sogenannten technischen Rezession.

Im Jahresvergleich legte die Wirtschaft im Zeitraum Januar bis Ende März um 1,3 Prozent zu. Auch in dieser Betrachtung wurde die Erwartung leicht verfehlt.

Die Wirtschaftsentwicklung in den einzelnen Ländern der Eurozone zeigte zu Jahresbeginn deutliche Unterschiede. Das stärkste Wachstum erzielte Portugal mit 1,6 Prozent im Quartalsvergleich, gefolgt von Spanien, Italien und Lettland (jeweils plus 0,5 Prozent). Rückgänge wurden für Irland (minus 2,7 Prozent) sowie Österreich (minus 0,3 Prozent) registriert.

"Das Wachstum im ersten Quartal reißt einen zwar nicht vom Hocker, doch es hätte durchaus schlimmer kommen können", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, die Daten. Seiner Einschätzung nach ist das Wachstum unter anderem Sonder- und Nachholeffekten zu verdanken. Die besser funktionierenden Lieferketten hätten die Industrieproduktion gestützt. Zudem stützten die niedrigeren Energiepreise die Produktion.

Experten der Commerzbank sehen die Eurozone nicht auf dem Weg hin zu einem deutlichen konjunkturellen Aufschwung. "Wir halten es für unwahrscheinlich, dass dies den Beginn einer nachhaltigen Belebung der Konjunktur markiert", kommentierte Analyst Christoph Weil von der Commerzbank. "In der zweiten Jahreshälfte dürften sich mehr und mehr die weltweiten massiven Zinserhöhungen der Notenbanken bemerkbar machen", sagte Weil./jkr/bgf/jha/

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