Volkswagen stellt Software-Tochter Cariad neu auf

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- von Jan Schwartz

Hamburg/Berlin (Reuters) - Nach Problemen bei der Softwareentwicklung stellt Volkswagen seine Tochter Cariad neu auf und öffnet sich stärker für die Zusammenarbeit mit Tech-Konzernen.

"Wir beschleunigen unser Tempo und öffnen uns weiter für Partnerschaften", erklärte Konzernchef Oliver Blume. Dazu verbinde der Autokonzern seine eigenen Kompetenzen mit den besten Lösungen am Markt. Der Aufsichtsrat von Cariad beschloss am Montag außerdem einen personellen Neufanfang: Drei von vier Vorständen müssen gehen, nur der Personalvorstand bleibt. Neuer Cariad-Chef wird zum 1. Juni Peter Bosch, bisher Produktionsvorstand der Konzerntochter Bentley. Mit ihm beruft Blume einen erfahrenen Sanierer, der die Luxusmarke in den vergangenen Jahren in die Spur gebracht hat.

Im Zuge der Neuausrichtung werde die Software noch enger mit der Fahrzeugentwicklung verknüpft, teilte Volkswagen weiter mit. Die Zusammenarbeit mit den Marken des Konzerns solle weiterentwickelt werden. Dafür sei ein so genanntes Projekthaus mit den Marken VW und Audi zur Entwicklung von Software-definierten Fahrzeugen der nächsten Generation geplant.

Zusätzlich soll der neue Chef künftig von zwei ausgewiesenen Softwareexperten im Vorstand unterstützt werden. Die Personalien werde Cariad zeitnah umsetzen. Rainer Zugehör bleibe in seiner bisherigen Rolle als Personalvorstand.

Dem Vorstand werde ein Gremium aus erfahrenen Managern aller Marken des Konzerns, Cariad-Experten und neuen externen Führungskräften zur Seite gestellt. In dem Transformation Board soll Cariad-Aufsichtsrat Michael Steiner, der Forschung und Entwicklung von Porsche sowie des Konzerns leitet, eine zentrale Rolle einnehmen. Als IT-Experte ist zwei Insidern zufolge der künftige Porsche-Vorstand Sajjad Khan im Gespräch. Er war vor einiger Zeit Top-Manager für Software und Vernetzung von Autos bei Mercedes-Benz Cars.

Verzögerungen bei der Softwareentwicklung hatten im vergangenen Jahr zur Entlassung von Konzernchef Herbert Diess geführt. Er war Anfang September von Porsche-Chef Blume abgelöst worden, der auch weiter den börsennotierten Sportwagenbauer führt. Durch die stockende Entwicklung war es bei wichtigen Fahrzeugprojekten wie dem Porsche e-Macan und dem Audi Q6 e-tron zu Verzögerungen gekommen. Blume entzerrte die Fahrzeugarchitekturen und sorgte so dafür, dass wieder Ruhe in dem Konzern einkehrte.

Volkswagen arbeitet bereits mit mehreren Technologiepartnern zusammen, darunter mit dem Spezialisten für autonomes Fahren, Horizon Robotics, und der Softwarefirma Thundersoft aus China sowie dem israelischen Experten für Roboterautos Mobileye. Auch zum US-Chiphersteller Qualcomm gibt es eine Verbindung. Die Kooperation mit der Intel-Tochter Mobileye soll laut Insidern demnächst erweitert werden.

(Bericht von Jan C. Schwartz und Victoria Waldersee, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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