Julius Bär kann Credit-Suisse-Krise kaum in Wachstum ummünzen

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2023. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Zürich (Reuters) - Beim Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär ist der vom Markt erhoffte Zustrom von Credit-Suisse-Kunden zu Jahresbeginn weitgehend ausgeblieben.

In den ersten vier Monaten 2023 sammelte das Institut bei reichen Kunden netto insgesamt 3,5 Milliarden Franken ein, wie Bär am Dienstag mitteilte. Analysten hatten im Vorfeld spekuliert, dass Bär von den Problemen der taumelnden Credit Suisse stärker profitieren und ein doppelt so hohes Wachstum einfahren könnte. Stattdessen hielten nun offenbar viele Millionäre die Füße still. Getrieben von neuen Kundenberatern stellte Bär aber eine Wachstumsbeschleunigung in Aussicht.

Die verwalteten Vermögen des Zürcher Geldhauses erreichten Ende April 429 Milliarden Franken, ein Prozent mehr als Ende 2022. Analysten hatten einen stärkeren Rückenwind von den börsenabhängigen Bewertungen der Kundenportfolios erwartet. Auch mit dem Neugeldwachstum von 2,5 Prozent verfehlte Bär die Erwartungen. Bär erklärte dies unter anderem damit, dass Kunden Risiken aus ihren Anlageportfolios genommen und Fremdfinanzierungen abgebaut hätten.

An der Börse brachen die Titel, die sich im bisherigen Jahresverlauf positiv entwickelt hatten, im frühen Handel um acht Prozent ein. "Insgesamt erachten wir die Nettoneugeldzuflüsse als enttäuschend, da die Turbulenzen bei der Credit Suisse insbesondere im vierten Quartal 2022 ausgeprägt waren", erklärte ZKB-Analyst Michael Klien.

Im Schlussquartal 2022 hatten sich die Abflüsse bei Credit Suisse beschleunigt. Die von einem erodierenden Kundenvertrauen ausgelösten Bewegungen mündeten im März des laufenden Jahres in einem regelrechten Bankensturm, dem die Schweizer Regierung mit einer forcierten Übernahme durch den Rivalen UBS entgegentrat. Experten zufolge trugen Reiche und Superreiche als Reaktion auf die Krise der Credit Suisse in einem ersten Schritt vor allem Einlagen auf Banken mit Staatsgarantie. In einer zweiten Welle könnten Privatbanken wie Bär stärker zum Zug kommen. Das hängt auch damit zusammen, dass Kundenberater der Credit Suisse zu anderen Häusern wechseln und dabei einen Teil der Kundengelder mitnehmen. Ein solcher Prozess erstreckt sich allerdings über mehrere Monate.

Bär habe in den ersten vier Monaten fast 40 neue Kundenberater eingestellt, "teilweise begünstigt durch die jüngsten Turbulenzen in anderen Bereichen der Branche". Ende 2022 kam das Unternehmen noch auf 1248 solche Relationship Manager (RM). Bär verfüge zudem über eine starke Rekrutierungspipeline für den weiteren Jahresverlauf. "Es wird erwartet, dass das gegenwärtige und bevorstehende signifikante Wachstum der RM-Basis der Gruppe die Generierung von Netto-Neugeld deutlich begünstigen wird", hieß es in der Mitteilung. Gegen Ende des ersten Jahresdrittels hätten die Zuflüsse bereits angezogen.

(Bericht von Oliver Hirt. Redigiert von Olaf Brenner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Meistgelesene Artikel