Hoffnung auf KI-Boom stützt Börsen

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Frankfurt (Reuters) - Hoffnungen auf einen Boom bei der Künstlichen Intelligenz (KI) haben die Börsen am Dienstag nach Stunden stockenden Handels ins Plus gehievt.

Der deutsche Leitindex Dax rückte am frühen Nachmittag um ein halbes Prozent auf 16.036 Punkte vor. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, gewann 0,3 Prozent auf 4332 Zähler. Auch die Futures für den technologielästigen US-Index Nasdaq und den breit gestreuten S&P 500 lagen im Plus.

Für bessere Laune sorgte die Ankündigung einer neuen Investition des US-Chipherstellers Nvidia. Der Konzern baut in Israel nach eigenen Angaben einen der weltweit schnellsten Supercomputer, um den Boom rund um KI-Anwendungen wie ChatGPT zu befriedigen. Die Aktien des Grafikchip-Spezialisten stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um knapp vier Prozent und markierten mit 404,58 Dollar den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch. Die Experten zeigten sich vorsichtig. "Da der Aktienkurs weit über dem langfristigen Durchschnitt liegt, wird Nvidia nun unter Druck stehen, ein durchgehend hohes Wachstum zu liefern. Dies könnte künftig zu einer erhöhten Volatilität der Titel führen", sagte Susannah Streeter, Managerin beim Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown.

Seit Jahresbeginn haben die Nvidia-Titel bereits fast 180 Prozent zugelegt, mehr als vier Mal so viel wie der Philadelphia Halbleiter-Index. Nur im ersten Halbjahr 2001 war es für Nvidia-Papiere noch steiler bergauf gegangen.

US-SCHULDENSORGEN GRENZEN GEWINNE EIN

Auf die Stimmung drückten aber weiterhin Sorgen rund um den Streit über die Anhebung der US-Schuldenobergrenze. "Nach dem zähen Ringen folgt nun die nächste Mammutaufgabe, den Gesetzesentwurf durch beide Kammern des Kongress zu bringen. Und hier könnte es durchaus turbulent werden", sagte Christian Henke, Analyst beim Broker IG. Am Mittwoch soll zunächst im Repräsentantenhaus über den erzielten Kompromiss zwischen US-Präsident Joe Biden und dem führenden Republikaner im Kongress, Kevin McCarthy, abgestimmt werden. Es droht von einigen Parlamentariern Widerstand.

Die Unsicherheit beflügelte "sichere Häfen" wie die Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds fiel im Gegenzug zum steigenden Kurs auf 3,710 Prozent von 3,820 Prozent am Montag. Die Bundesanleihen mit der gleichen Laufzeit rentieren mit 2,364 Prozent nach zuvor 2,433 Prozent. Gefragt war auch Gold, das sich um ein Prozent auf 1961 Dollar je Feinunze verteuerte.

Die Sorgen über die Entwicklung in Washington sowie die Erwartung des nächsten Treffens des Ölkartells Opec+ am Sonntag drückten unterdessen die Ölpreise. Die Nordsee-Rohölsorte Brent sowie die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund ein Prozent auf 76,05 beziehungsweise 71,99 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die Investoren rätselten, ob die Opec nach der überraschenden Produktionskürzung im April erneut ihre Fördermengen kappt.

CFO-WECHSEL DRÜCKT NESTLE UND UNILEVER

Bei den Nvidia-Rivalen AMD, Marvell und Intel griffen Investoren zu. Diese Aktien gewannen vorbörslich jeweils etwa drei Prozent. Auch die Anteilsscheine von Tech-Firmen mit starken KI-Geschäften wie Microsoft und Alphabet kletterten um jeweils rund ein Prozent. Der europäische Technologie-Sektorindex stieg um 1,7 Prozent.

Wechsel im Top-Management drückte die Aktien von Nestle und Unilever, die um jeweils rund 2,5 Prozent abrutschten. Beide Unternehmen haben den Rücktritt des Finanzchefs angekündigt.

Um knapp ein Prozent stiegen die Aktien von Daimler Truck. Der weltgrößte Lkw-Bauer und der japanische Toyota-Konzern kündigten an, ihre Nutzfahrzeug-Töchter Mitsubishi Fuso und Hino Motors zusammenzulegen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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