Eyb und Wallwitz: Geringeres Trendwachstum belastet vor allem USA und Eurozone

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Wirtschaft im Euroraum dürfte sich laut dem Vermögensverwalter Eyb und Wallwitz in diesem Jahr stärker abkühlen als die in den USA. "In den Vereinigten Staaten erwarten wir im Gegensatz zur Eurozone ein Soft Landing", sagte Johannes Mayr, Chefvolkswirt der Anlagegesellschaft, am Dienstag im Gespräch mit der Finanznachrichten-Agentur dpa-AFX. Bislang seien die geldpolitischen Bremsmanöver der US-Notenbank zur Bekämpfung der hohen Inflation erfolgreich gewesen. Derzeit gehe die Inflation schrittweise zurück und die Kerninflation (ohne die stark schwankenden Komponenten Energie und Lebensmittel) sinke langsam. Damit sei der Zinsgipfel in Sicht.

Diesseits des Atlantiks aber sei der Weg zum Zinsgipfel länger. "Im Euroraum sinkt die Inflation später", sagte Mayr. Dort seien die bisherigen Zinserhöhungen noch nicht in der Wirtschaft angekommen. Doch bereits jetzt ist die Eurozone in eine wenn auch sehr milde technische Rezession gerutscht. Denn im ersten Quartal dieses Jahres und im Schlussquartal 2022 war die Wirtschaft der Region jeweils um 0,1 Prozent geschrumpft.

Am Donnerstag nun wird die Europäische Zentralbank die (EZB) die Leitzinsen Mayr zufolge wohl erneut um 0,25 Prozentpunkte anheben. Denn in puncto Inflation dürfte es "noch einige Monate dauern, bis sich die Mitglieder des EZB-Rates entspannen können. Der Aufwärtstrend der Kerninflation ist noch nicht gebrochen." Der aktuelle Straffungszyklus könnte sich noch bis in den Herbst hinein erstrecken.

Den USA und Europa gemein ist Mayr zufolge, dass beide Regionen langfristig langsamer wachsen dürften als in der Vergangenheit. "Das Trendwachstum ist aktuell geringer, sodass der Konjunkturzyklus weniger Kraft als vorher hat", sagte der Experte. Die Gründe dafür seien vielfältig. Beispiele seien die alternden Gesellschaften, die zu geringen Investitionen und der Umstand, dass sich Innovationen nur zu einem geringen Maße in der Wertschöpfung widerspiegelten.

China ist laut Mayr zwar auch von einem geringeren Trendwachstum betroffen, doch in dem Land stehe diese Entwicklung erst am Anfang. "China ist nach wie vor die Weltbank der Welt und zieht Investitionen an", sagte der Experte.

Vor diesem Hintergrund riet Mayr langfristig orientierten Investoren, auf zyklusunabhängige Wachstumstrends zu setzen: "Trends wie Technologie und Pharma dominieren die Wertschöpfung und bieten auch die besten Margenpotenziale."/la/jsl/men

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