IG Metall bringt sich bei Thyssens Marinesparte in Stellung

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- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf (Reuters) - Die IG Metall schaltet sich mit einem Forderungskatalog in die Verhandlungen über eine mögliche Verselbstständigung der Thyssenkrupp-Marinetochter ein.

Eine Kommission aus Vertretern der Gewerkschaft und Betriebsräten werde am Donnerstag erstmals mit Vertretern des Vorstands von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) beraten, hieß es in einem am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Flyer der IG Metall Küste. Ein Einstieg von privaten oder industriellen Investoren oder ein Teilbörsengang sei bei dem Hersteller von U-Booten oder Fregatten möglich, aber nur unter bestimmten Bedingungen. "Wir sind offen für einen (Teil-)Verkauf oder Börsengang, aber nicht um jeden Preis und auch nur in enger Abstimmung mit uns und mit den nötigen Sicherheiten für Beschäftigte und Standorte sowie Zusagen zu Investitionen, Tarifverträgen und den Strukturen für die Mitbestimmung."

Konzern-Vorstand Oliver Burkhard - früher IG Metall-Chef in NRW - hatte im vergangenen Jahr die Führung von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) übernommen und Gespräche mit potenziellen Partnern und Investoren aufgenommen. Insidern zufolge ist der Finanzinvestor Carlyle an einem Einstieg interessiert. Als mögliche Partner gelten die niederländische Damen-Gruppe und Saab aus Schweden. Partnerschaften auf Augenhöhe sollten geprüft werden, betonte auch die Gewerkschaft mit Verweis auf die Niederlande, Schweden und Norwegen.

BUND ODER THYSSENKRUPP SOLLEN ANKERINVESTOR BLEIBEN

"Wir sind überzeugt davon, dass es weiter einen Ankerinvestor braucht", erklärte die IG Metall. Entweder müsse der Bund eine Sperrminorität von 25,1 Prozent wie bei dem Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt übernehmen oder Thyssenkrupp müsse mit entsprechenden Sicherheitsgarantien durch den Bund an Marine System beteiligt bleiben. Industrielle Investoren müssten im Blick bleiben und auch ein Verbleib der Marinetochter beim Mutterkonzern Thyssenkrupp eine Option sein. Eine Zerschlagung des Unternehmens, zu dem auch die Firmen Atlas Elektronik und Hagenuk gehören, dürfe es nicht geben.

Über die Zukunft der Marine-Werften wird bereits länger gerungen. Überlegungen für einen Zusammenschluss von Thyssenkrupp Marine Systems mit der Lürssen-Werft aus Bremen und weiteren Unternehmen zu einem nationalen Champion blieben ohne Ergebnis. Thyssenkrupp Marine Systems beschäftigt rund 5800 Mitarbeiter. Standorte sind unter anderem Kiel, Hamburg, Bremen und Emden. Das Unternehmen baut U-Boote, Fregatten, Korvetten und Anlagen zur Bergung alter Munition, etwa in der Nord- und Ostsee. Hinzu kommen die Wartung und weitere Dienstleistungen. Die Geschäfte sind langwierig. Zwischen dem Beginn der Verhandlungen mit den Kunden bis zur Auftragsvergabe und der Produktion können deutlich mehr als zehn Jahre vergehen. Der Auftragsbestand lag zuletzt bei über 13 Milliarden Euro.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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