Agentur - Covestro lehnt Übernahmeinteresse von Ölkonzern Adnoc ab

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Frankfurt (Reuters) - Der Leverkusener Kunststoffkonzern Covestro weist einem Agenturbericht zufolge den Übernahmevorstoß des Ölkonzerns Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) zurück.

Covestro habe das erste Angebot von Adnoc als zu niedrig abgelehnt, berichtete die Nachrichtenagentur "Bloomberg" am Donnerstag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die vorgeschlagene Bewertung biete keine Grundlage für weitere Gespräche, auch stelle sich die Frage, ob Adnoc der beste Eigentümer für einige der Vermögenswerte von Covestro sei. Dies habe das Unternehmen in einem Brief an Adnoc-Chef Sultan Al Jaber mitgeteilt. Adnoc wird dem Bericht zufolge diese Antwort nun bewerten, bevor es über seine nächsten Schritte entscheidet.

Covestro wollte sich dazu nicht äußern. Bei Adnoc war zunächst keine Stellungnahme erhältlich.

Reuters hatte am Dienstag von mehreren mit der Sache vertrauten Personen erfahren, dass Adnoc mit einem Übernahmeangebot an Covestro herangetreten ist. Der staatliche Energieriese mit Sitz in Abu Dhabi habe ein informelles Angebot mit einem Preis von etwa 55 Euro je Covestro-Aktie vorgelegt, damit wäre die Offerte mehr als zehn Milliarden Euro schwer. An der Börse notierten die Covestro-Aktien am Donnerstag in der Spitze bei einem Jahreshoch von 48,88 Euro. Um die 60 Euro je Aktie müsse Adnoc mindestens bieten, um erfolgreich zu sein, hatte Analyst Markus Mayer von Baader Helvea gesagt, der eine Übernahme von Covestro bereits seit längerem für wahrscheinlich hält.

Die ehemalige Bayer-Tochter war an der Börse zuletzt gut 9,1 Milliarden Euro wert. Bayer hatte seine ehemalige Kunststofftochter abgespalten und Covestro 2015 an die Börse gebracht. Größte Anteilseigner bei dem Leverkusener Unternehmen sind laut Refinitiv-Daten die Investmentbank Goldman Sachs und der Vermögensverwalter BlackRock mit je über fünf Prozent.

"Covestro ist ein sehr gut aufgestelltes, zyklisches Unternehmen, das derzeit günstig bewertet ist. Das liegt daran, dass der Zyklus eher am Boden ist. Sollte ein Investor tatsächlich ein attraktives Übernahmeangebot unterbreiten, dann hätte das nichts mit einer feindlichen Übernahme zu tun", sagte Fondsmanager Arne Rautenberg von der Union Investment, die zu den 15 größten Covestro-Aktionären gehört. "Die Aktie ist im Streubesitz und es wäre wohl nur eine Preisfrage, ob die Bestandsaktionäre ein solches Übernahmeangebot annehmen."

Nach Einschätzung der Analysten der UBS würde Adnoc zwar durch Covestro sein langfristiges Engagement in der Öl- und Gasindustrie verringern und von den Nachhaltigkeitsinitiativen des deutschen Unternehmens profitieren, die industriellen Synergien dürften aber begrenzt sein. Adnoc sei kein bedeutender Produzent der wichtigsten Rohstoffe von Covestro, zudem dürften sich keine deutlichen Kosteneinsparungen durch Überschneidungen in der Produktion oder Logistik ergeben.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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