Studie - Stärkster Anstieg der Grundsteuer seit 2016

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Frankfurt (Reuters) - Die Grundsteuer ist laut einer Studie der Unternehmensberatung EY im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie seit langem nicht mehr.

Der durchschnittliche Hebesatz zur Grundsteuer habe sich 2022 um fast fünf Prozentpunkte erhöht, teilte EY am Montag in Stuttgart mit. Zuletzt sei dies 2016 der Fall gewesen. In jeder achten deutschen Kommune sei im vergangenen Jahr die Grundsteuer nach oben gegangen. Den Grundsteuer-Hebesatz legt jede Gemeinde individuell fest, er bestimmt die Höhe der Grundsteuer für den Grundstückseigentümer. Der Anteil der Gemeinden mit einem gesunkenen Hebesatz im Vergleich zu 2021 lag EY zufolge lediglich bei einem Prozent. Das sei eine Hiobsbotschaft für zahlreiche Immobilienbesitzer in Deutschland.

Bundestag und Bundesrat hatten nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts eine Reform der Grundsteuer beschlossen. Das Gericht hatte die Überarbeitung des Regelwerks gefordert, weil die Bemessungswerte für Grundstücke in West und Ost völlig veraltet sind. Infolge dessen müssen rund 36 Millionen Grundstücke und Häuser neu bewertet werden. Die Reform soll 2025 in Kraft treten.

"Die schlechte Finanzsituation vieler Kommunen erfordert häufig eine Anhebung der Hebesätze, was zu einer Mehrbelastung der Bürger führt", sagte Heinrich Fleischer, Partner Real Estate, Hospitality & Construction bei EY, zu den Ergebnissen. Die Kommunen ächzten unter Kostensteigerungen, die sie weitergeben müssten. "Angesichts der Kostensteigerungen, die die Kommunen zu stemmen haben, ist es wenig wahrscheinlich, dass die angestrebte Aufkommensneutralität der Grundsteuerreform tatsächlich erreicht wird", sagte Fleischer voraus.

Besonders teuer wird es der Studie zufolge für Grundstücksbesitzer in Nordrhein-Westfalen. Dort setzen die Kommunen im vergangenen Jahr im Durchschnitt die höchsten Hebesätze fest. 26 Prozent aller Gemeinden setzten dort den Hebesatz nach oben. Im Saarland seien es 19 Prozent gewesen. Dann folgten Rheinland-Pfalz mit 17 Prozent sowie Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 16 Prozent. In Thüringen sei dagegen der Anteil der Gemeinden mit Erhöhungen mit vier Prozent deutlich geringer gewesen. In Sachsen habe er bei fünf Prozent und in Sachsen-Anhalt bei sechs Prozent gelegen.

Der Untersuchung zufolge hatten 2022 vier von zehn Gemeinden einen sehr hohen Grundsteuerhebesatz von 400 oder höher. Noch 2005 habe dieser Anteil bei lediglich fünf Prozent gelegen. Fleischers Fazit: "Wir sehen einen bundesweiten Trend zu immer höheren Grundsteuer-Hebesätzen."

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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