UBS will mit Umbau der Investmentbank Wall-Street-Häuser bedrängen

Reuters · Uhr

London/Zürich (Reuters) - Die UBS hat mit der Ernennung der Führungsmannschaft im Geschäft mit Firmenübernahmen und Kapitalmarkttransaktionen einen weiteren wichtigen Schritt bei der Integration der Credit Suisse gemacht. Die beiden ehemaligen Credit-Suisse-Banker David Kostel und Tom Churton rücken in die zehnköpfige Leitung des Bereichs Global Banking auf, wie aus einer der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorliegenden Mitteilung an die Mitarbeiter hervorgeht. Der Bereich Global Banking bildet zusammen mit dem Handel das Investmentbanking der UBS. In dem Geschäft, das die Beratung von Firmen bei Zukäufen und bei der Platzierung von Aktien und Anleihen umfasst, war die Credit Suisse traditionell besser aufgestellt als die UBS.

Nun nutzt UBS-Konzernchef Sergio Ermotti die Gelegenheit, die ihm die Notübernahme der Credit Suisse bietet, um seine Investmentbank im Wettbewerb mit den großen Wall-Street-Häusern besser zu positionieren. Gemäß Daten von Dealogic lag die UBS bei der Beratung von Fusionen im vergangenen Jahr weltweit auf Platz 14, die Credit Suisse auf Platz 11. Bei Aktienplatzierungen war die UBS die Nummer 19, Credit Suisse Nummer zehn. Vor allem in Nord- und Südamerika verstärkt sich die UBS mit dem Credit-Suisse-Deal. Um an Schlagkraft zuzulegen, hat die UBS Top-Banker von Konkurrenten abgeworben und nun auch Credit-Suisse-Banker auf wichtige Positionen gesetzt. Im Gegenzug verlassen Michael Santini und zwei weitere prominente UBS-Banker den Konzern. Am Freitag hatte Reuters bereits über eine Reihe von Wechseln berichtet.

KAHLSCHLAG IN HONGKONG

Hunderte von Bankern der Credit Suisse sind bereits zu anderen Instituten abgewandert, und die UBS hat weltweit Mitarbeiter der Investmentbank der Credit Suisse entlassen. Weitere dürften folgen. Die UBS beginnt Insidern zufolge voraussichtlich im Verlauf der Woche mit einem Stellenabbau in Hongkong. Rund 80 Prozent der Hongkonger Investmentbanking-Mitarbeiter der im Juni übernommenen Credit Suisse dürften dabei ihre Jobs verlieren, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Wahrscheinlich nur etwa 20 Banker des 100-köpfigen Teams seien nicht von den Kürzungen betroffen. In Hongkong sind die meisten Investmentbanker der Credit Suisse in Asien angesiedelt. Darüber hinaus arbeiten in der Region auch in China, Singapur, Vietnam, Australia, Südkorea, Thailand und Indien CS-Investmentbanker. Credit Suisse und UBS lehnten eine Stellungnahme ab.

Seit der Ankündigung der Notübernahme im März hat die UBS wiederholt deutlich gemacht, dass das Institut die Risiken im Investmentbanking der Credit Suisse zurückfahren will. Diese Sparte war in den vergangenen Jahren immer wieder für hohe Verluste verantwortlich. Zusammen mit Fehlschlägen in anderen Teilen des Geschäfts sorgten sie dafür, dass das Vertrauen in die Bank soweit unterminiert wurde, dass die Kunden Dutzende Milliarden abzogen und die Regierung eine Zwangsehe mit der größeren UBS einleitete.

Ende des Monats dürfte die UBS bei der Veröffentlichung der Zahlen zum zweiten Quartal weitere Angaben zur Integration der Credit Suisse machen. Die wichtigste noch offene Frage ist die Zukunft des Schweizer Geschäfts der CS. Früheren Angaben eines Insiders zufolge dürfte das Geschäft integriert werden, obwohl Politiker und die breite Öffentlichkeit eine Abspaltung favorisieren. Von den zuletzt 120.000 Stellen des kombinierten Konzerns könnten über 30.000 wegfallen.

Auch in anderen Regionen will die UBS das Geschäft offenbar straffen. Nach Angaben des "Brazil Journal" soll das Immobiliengeschäft der Credit Suisse in Brasilien verkauft werden. Das Geldhaus führe derzeit Gespräche mit potenziellen Käufern für den Bereich, das derzeit über verwaltete Vermögen in Höhe von ungerechnet 1,79 Milliarden Franken verfüge. UBS und CS lehnten eine Stellungnahme ab.

(Bericht von Andres Gonzalez und Oliver Hirt; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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