Neue US-Kritik an Credit Suisse wegen Umgang mit angeblichen Nazi-Konten

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New York/Zürich (Reuters) - Ein US-Parlamentsausschuss wirft der Credit Suisse Versäumnisse bei einer internen Untersuchung zu historischen Konten mit angeblichem Nazi-Bezug vor.

Das Schweizer Geldhaus habe nicht alle verfügbaren Unterlagen überprüft, hieß es in einem am Donnerstag vom Haushaltsausschuss des US-Senats veröffentlichten, unabhängigen Bericht. Zahlreiche relevante Dokumente seien bei der mehrjährigen Überprüfung außen vor geblieben. Elektronisch hätten nur knapp 1000 von 65.000 Datensätzen zur Verfügung gestanden. "Aus Respekt vor den Opfern des Holocaust und ihren Familien können wir vor diesen Unzulänglichkeiten nicht die Augen verschließen", betonte der republikanische Senator Chuck Grassley in einer Erklärung.

Demnach wird Credit Suisse auch beschuldigt, dem ehemaligen Ombudsmann der Untersuchung wichtiges Material vorenthalten habe. Dieser Ex-Aufseher, Neil Barofsky, war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Ein Vertreter der Beratungsgesellschaft AlixPartners, die von der Credit Suisse mit der Untersuchung beauftragt worden war, reagierte vorerst nicht auf die Bitte um einen Kommentar. Ein Sprecher der inzwischen von UBS übernommenen Credit Suisse verwies die Nachrichtenagentur Reuters auf Anfrage auf eine Stellungnahme vom April, in der die interne Prüfung verteidigt und Zweifel an der Arbeit des Ombudsmanns geäußert werden.

Die Credit Suisse selbst hatte die umstrittene Untersuchung in Auftrag gegeben, um Vorwürfen des Simon-Wiesenthal-Zentrums nachzugehen. Dabei sollte unter anderem ermittelt werden, ob die Bank möglicherweise mit dem Nationalsozialismus in Verbindung stehende Konten geführt und diese nicht offenlegt habe. Nach Angaben der Bank wurden keine Hinweise gefunden, die konkrete Anschuldigungen der Menschenrechtsorganisation untermauern würden.

Die US-Senatoren fordern, dass mehr getan werden müsse, um die Vermögenswerte bestimmter Konten bei der Credit Suisse in der Zeit nach 1945 zu ermitteln. Der Senatsausschuss hatte dem Institut zuvor bereits vorgeworfen, die eigene Untersuchung behindert zu haben. Über die neuen Anschuldigungen hatte zuerst die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

(Bericht von Chris Prentice and Brenna Hughes Neghaiwi, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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