Börsenrally vorerst vorbei - Warten auf Nvidia

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Frankfurt (Reuters) - Die Rekordjagd an den Börsen ist vorerst gestoppt.

Der Dax notierte am Dienstag 0,3 Prozent tiefer bei 17.037 Zählern. Der EuroStoxx50 lag knapp im Minus bei 4756 Punkten. Auch die wichtigsten US-Indizes eröffneten schwächer.

Die Investoren warteten laut Analysten auf neue Impulse. "Es gibt zwei große Themen, mit denen die Anleger gerade zu kämpfen haben", sagte Peter Andersen, Gründer des Vermögensverwalters Andersen Capital in Boston. "Das erste ist die künftige Geldpolitik der großen Notenbanken. Das zweite ist die weitere Entwicklung des Booms rund um die Künstliche Intelligenz (KI)" betonte Andersen. Wenn die Investoren die anstehenden Geschäftszahlen des US-Branchenriesen Nvidia erst einmal verdaut haben, würden sie vielleicht ihre hochgeschraubten Erwartungen in Bezug auf die KI anpassen. Der Chipkonzern legt Zahlen für das vierte Quartal nach US-Börsenschluss vor.

ANLEGER VON ZINSSENKUNG IN CHINA UNBEEINDRUCKT

Zuletzt hatte der Dax vergangenen Freitag mit 17.198,45 Zählern eine neue Bestmarke aufgestellt. Die Hoffnung auf niedrigere Zinsen in den USA und im Euroraum in diesem Jahr sowie positiv aufgenommene Unternehmensbilanzen trieben den deutschen Aktienmarkt nach oben. Doch inzwischen mangele es an Impulsen, stellte Experte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets fest. Auch die überraschend starke Senkung des Schlüsselzinses für Hypotheken durch die chinesische Zentralbank verpuffte am Markt. Um den angeschlagenen Immobilienmarkt und die maue Wirtschaft in China zu stützen, setzte die Zentralbank den fünfjährigen Referenzsatz - die sogenannte Loan Prime Rate (LPR) - um einen viertel Prozentpunkt auf 3,95 Prozent herunter. Ob und wann die chinesische Wirtschaft wieder auf die Beine komme, bleibe aber ungewiss, sagte Molnar. Christopher Wong, Devisenstratege bei der Bank OCBC, konstatierte: "Die Märkte sind immer noch auf der Suche nach weiteren fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen, die insbesondere auf den Konsum abzielen."

Dass die Maßnahme der chinesischen Zentralbank für viele Anleger nicht ausreichte, zeigte sich auch am Rohstoffmarkt. Die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verloren bis zu rund einem Prozent auf 82,59 und 78,66 Dollar pro Barrel (159 Liter).

AIR LIQUIDE MARKIEREN REKORDHOCH

Auf der Unternehmensseite richtete sich das Augenmerk auf Bayer. Die Aktien legten eine Berg- und Talfahrt hin, nachdem der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern bekanntgegeben hatte, die Dividende für die nächsten drei Jahre auf ein Minimum zusammenzustreichen. Auf diese Weise will Bayer seinen Schuldenberg abbauen. Die Aktie, die zeitweise 2,2 Prozent verlor, lag am Nachmittag ein halbes Prozent im Plus. Das Schlusslicht im Dax bildeten die Aktien von Siemens Energy. Nach einem 16-prozentigen Kursplus seit Jahresbeginn lagen die Titel des Energietechnik-Konzerns 6,6 Prozent schwächer. Der Dax hat im selben Zeitraum gut zwei Prozent zugelegt. Die Anleger machten offenbar Kassen, sagt ein Händler.

An der Pariser Börse sprangen die Papiere von Air Liquide um 7,8 Prozent auf ein Rekordhoch. Der französische Industriegasekonzern erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr ein besser als erwartetes Betriebsergebnis.

Die britische Großbank Barclays überzeugte die Anleger dagegen mit einem massiven Aktienrückkauf und einem geplanten Konzernumbau. Die Titel schossen in London um 7,4 Prozent nach oben. Barclays will zehn Milliarden Pfund an die Aktionäre zurückgeben sowie zwei Milliarden Pfund einsparen.

(Bericht von Daniela Pegna, Stefanie Geiger und Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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