Börsenrally hält nicht an - China und Powell bremsen

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2024. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Frankfurt (Reuters) - Der Dax hat seine jüngste Rekordjagd zunächst nicht fortsetzen können. Der deutsche Leitindex notierte am Dienstagnachmittag kaum verändert bei 17.717 Punkten.

Der EuroStoxx50 verlor 0,2 Prozent auf 4904 Zähler. Doch Experten zeigten sich gelassen. "Dem Dax geht nach dem 20-Prozent-Sprint seit November zwar etwas die Puste aus, aber das Rennen scheint noch nicht beendet", sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. "Mit dem nötigen Respekt vor der 18.000er Marke wartet der Markt auf den nächsten Impuls."

Im Fokus der Anleger standen unter anderem die am Mittwoch beginnende Anhörungen von US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem Kongress. Powell dürfte in seiner Rede erneut bekräftigen, dass er es nicht eilig habe, die Leitzinsen zu senken, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Anleger rechneten momentan fest mit einer ersten Zinssenkung im Juni. "Grätscht Powell morgen dazwischen, könnte dies den Impuls für eine Korrektur im laufenden Bullenmarkt liefern." Die hartnäckige Inflation hatte die zum Jahreswechsel aufgekommenen Spekulationen auf eine noch frühere Zinswende bereits zunichte gemacht. Die Nervosität vor den Powell-Aussagen drückte die wichtigsten US-Indizes zum Handelsstart ins Minus.

CHINAS ZIELE ÜBERZEUGEN NICHT

Wenig beeindrucken konnte zudem die chinesische Regierung mit ihren Wachstumszielen. Peking kündigte zum Auftakt des Nationalen Volkskongress am Dienstag an, auch in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund fünf Prozent wie im Vorjahr anzupeilen. Hoffnungen der Investoren auf ein großes Konjunkturpaket wurden nicht erfüllt. Die Börse in Hongkong rutschte um 2,6 Prozent ab. "Im Großen und Ganzen bleibt die staatliche Botschaft die gleiche, was möglicherweise wenig dazu beiträgt, die Stimmung der Anleger zu heben – kein Bazooka-Konjunkturpaket angesichts der Schuldensorgen und der Absicht, das Wachstum stabil zu halten", sagte Alex Loo, Makrostratege bei TD Securities.

Auch an den Rohstoffmärkten machte sich die Enttäuschung der Anleger bemerkbar. Spekulationen auf eine schwächere Ölnachfrage Chinas drückten die Preise für die Nordseesorte Brent und US-Leichtöl WTI um jeweils rund ein halbes Prozent auf 82,40 und 78,33 Dollar je Fass. Auch Industriemetalle wie Aluminium und Nickel gaben nach. Der Goldpreis zog hingegen um bis zu 1,3 Prozent auf ein Allzeithoch von 2141,59 Dollar je Feinunze an. Auch der Bitcoin robbte sich mit rund 67.603 Dollar an sein Rekordhoch von knapp 69.000 Dollar heran.

KEINE AUFSPALTUNG BEI BAYER IN SICHT - AKTIE RUTSCHT AB

Zu den größten Verlierern zählten europaweit Aktien aus den Sektoren Automobil sowie Reise und Touristik. Bei den deutschen Aktien rutschten Bayer am Kapitalmarkttag des Pharma- und Agrarkonzerns auf den tiefsten Stand seit mehr als 18 Jahren. Die Titel fielen um gut sechs Prozent auf 26,31 Euro. Das Unternehmen ist durch Wertminderungen in seiner Sparte Crop Science 2023 tief in die Verlustzone gerutscht. Bayer-Chef Bill Anderson hält eine mögliche Aufspaltung auf Jahre hinaus für unwahrscheinlich. Er sagte, dass die meisten Investoren verstanden hätten, dass die zu erwartenden Kosten momentan dagegen sprächen.

Um 3,5 Prozent nach oben ging es dagegen für Redcare Pharmacy. Die Online-Apotheke peilt im laufenden Jahr ein Umsatzwachstum von 30 bis 40 Prozent an. Auch Ströer lockte die Anleger an. Die Aktien stiegen um bis zu neun Prozent und markierten mit 57,10 Euro den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren. Der Werbeflächenvermarkter hat im vergangenen Jahr trotz Konjunkturflaute einen Rekordumsatz erzielt und seinen Gewinn gesteigert.

An der Pariser Börse stiegen die Aktien von Thales um gut acht Prozent auf ein Rekordhoch von 150,05 Euro. Der Verteidigungs- und Technologiekonzern verbuchte im Jahr 2023 starke Auftragseingänge. Auch der freie Cash Flow habe sich besser entwickelt als erwartet, sagten die Analysten von Citi.

(Bericht von Anika Ross und Zuzanna Szymanska, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Meistgelesene Artikel