Anleger in Europa bleiben nach Rally vorsichtig

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Frankfurt (Reuters) - Nach der jüngsten Rekordjagd bleiben Europas Anleger auf der Hut.

Dax und EuroStoxx50 verabschiedeten sich am Montag stabil mit 17.939 beziehungsweise 4986 Punkten aus dem Handel. Dagegen griffen Anleger an der Wall Street vor allem bei Technologiewerten zu und trieben den technologielastigen Nasdaq um mehr als ein Prozent nach oben. Die Aussicht auf eine geldpolitische Lockerung hatte den Dax in der alten Woche über die psychologisch wichtige 18.000-Punkte-Marke sowie auf neue Rekordhochs getrieben.

Auf beiden Seiten des Atlantiks hatten Investoren vor allem die am Mittwoch anstehende Sitzung der US-Notenbank im Blick. Es gilt zwar als ausgemacht, dass die US-Währungshüter den im Kampf gegen die hohe Inflation angehobenen Leitzins weiter unverändert belassen. Allerdings erhoffen sich die Anleger Hinweise, ob die Fed eine erste Zinssenkung im Juni ins Auge fassen könnte. Eine überraschend hartnäckige Inflation hatte zuletzt Zweifel an einer raschen Zinswende der US-Notenbank Fed aufkommen lassen.

"Der Fokus des Marktes liegt stark auf dem Beginn der Zinssenkungen", konstatierte Chris Low, Chefökonom bei FHN Finanzen. Neben der Federal Reserve stehen eine Reihe weiterer Treffen von Notenbankern an, darunter in Japan, Großbritannien, der Schweiz, Norwegen, Australien, Indonesien und Taiwan. In Japan könnte am Dienstag die Ära der Negativzinsen zu Ende gehen, nachdem japanische Unternehmen die stärksten Lohnerhöhungen seit mehr als 30 Jahren beschlossen haben.

Im Vorfeld der Zinsentscheide zog der Dollar-Index um 0,1 Prozent auf 103,60 Punkte an. Er ist in diesem Jahr bereits um etwa zwei Prozent gestiegen.

CHINA-DATEN ÜBERRASCHEN POSITIV

Für Zuversicht am Markt sorgten unterdessen überraschend starke Konjunkturdaten aus China. Industrieproduktion und Einzelhandel liefen zu Jahresbeginn besser als gedacht. "Die Investitionen in das verarbeitende Gewerbe und die Infrastruktur waren solide, unterstützt durch politische Anreize, und glichen den anhaltenden Einbruch bei den Immobilieninvestitionen mehr als aus", erläuterte Commerzbank-Ökonom Tommy Wu. "Positive Zahlen aus China sind auch positiv für die deutsche Wirtschaft", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Denn wenn sich Chinas Wirtschaft erholt, steigen gleichzeitig die Chancen auf eine Erholung der deutschen Exporte."

Positiv fassten Anleger zudem das Ausbleiben einer bösen Überraschung bei den endgültigen Inflationsdaten für die Euro-Zone im Februar auf. Die Verbraucherpreise stiegen in der 20-Länder-Gemeinschaft im Februar nur um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Montag mitteilte und damit eine erste Schätzung bestätigte. Im Januar hatte die Inflationsrate noch bei 2,8 Prozent gelegen, nach 2,9 Prozent im Dezember.

DEUTSCHE IMMOBILIENWERTE AUF ERHOLUNGSKURS

Bei den Einzelwerten gingen die Immobilienwerte, die am Freitag nach einem Rekordverlust bei Vonovia unter Druck geraten waren, auf Erholungskurs. Die Titel des Branchenriesen rückten um gut drei Prozent vor und gehörten damit zu den stärksten Dax-Gewinnern. Die Papiere von Rivalen wie Aroundtown, TAG Immobilien und LEG Immobilien gewannen ebenfalls rund drei Prozent.

An der Börse in Zürich setzte dagegen der Rücktritt von Finanzchef Charles Boynton nach etwas mehr als einem Jahr im Amt die Aktie von Logitech unter Druck. Die Papiere des Schweizer Computerzubehör-Herstellers rutschten um rund sieben Prozent ab. Boynton verlasse Logitech Mitte Mai, teilte das Unternehmen mit. Er wolle eine neue berufliche Herausforderung annehmen. Eine Nachfolge werde zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

In Amsterdam ermutigte dagegen eine Hochstufung die Anleger zum Einstieg bei Signify. Die Anteilsscheine des weltgrößten Leuchten-Anbieters, der früher Philips Lighting hieß, gewannen zwei Prozent. Die Experten der britischen Großbank Barclays setzten die Titel auf "Overweight" von zuvor "Underweight". An der konjunkturbedingten Schwäche in der Branche habe sich zwar nichts geändert. "Die Zeit der ständigen Prognosesenkungen ist allerdings vorbei."

(Bericht von Stefanie Geiger; redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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