Börsen vor Fed in Lauerstellung - Ausverkauf bei Luxus-Werten

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Frankfurt (Reuters) - Die Aktienanleger in Europa setzen ihre Hoffnung auf grünes Licht der amerikanischen Notenbank für eine Zinswende zur Jahresmitte.

Wenige Stunden vor der Entscheidung der Fed markierte der Dax. bei 18.044,49 Punkten ein Rekordhoch und stand am Nachmittag 0,2 Prozent im Plus bei 18.016 Punkten. Der EuroStoxx50 notierte 0,2 Prozent niedriger bei 4999 Punkten. "Erteilt die US-Notenbank den Hoffnungen der Anleger über eine erste Zinssenkung im Juni zumindest mal keine eindeutige Absage, könnte dem Deutschen Aktienindex der nachhaltige Sprung über die 18.000er Marke gelingen", sagte Jochen Stanzl, Analyst vom Broker CMC Markets.

Allerdings spreche mit Blick auf Wachstum und Inflation in den USA aktuell nicht viel für den Juni und eine Pflicht zur Zinswende, gab RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar zu bedenken. "Das Risiko ist hoch, dass der Optimismus im Markt einen weiteren Dämpfer erhält." An der Wall Street hielten sich die Investoren bedeckt. Alle drei großen US-Aktienindizes traten am Nachmittag auf der Stelle. Am Devisenmarkt legte der Dollar-Index 0,2 Prozent auf 104,04 Punkte zu.

LUXUSSEKTOR UNTER DRUCK - RAIFFEISEN BRECHEN EIN

Nach einem düsteren Ausblick des französischen Luxuskonzerns Kering warfen die Anleger europäische Branchentitel aus den Depots. Die Aktien des Luxusgüterkonzerns rauschten in Paris in der Spitze mehr als 15 Prozent nach unten und steuerten damit auf den größten Tagesverlust der Firmengeschichte zu. Auch die Edelmarken LVMH und Hermes ließen Federn und gaben bis zu zwei Prozent nach. Die Pariser Börse verlor 0,5 Prozent. Weil die Geschäfte bei seiner Top-Marke Gucci insbesondere in der Region Asien-Pazifik steil zurückgegangen seien, rechnet Kering zum Jahresauftakt mit einem Umsatzeinbruch.

Die Aussicht auf Gegenwind aus den USA bezüglich des geplanten Deals für das Russland-Geschäft brachte die Aktien von Raiffeisen Bank International (RBI) zum Absturz. Die Papiere brachen an der Börse Wien um 16,3 Prozent auf ein Drei-Monats-Tief von 16,34 Euro ein. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit der Situation vertrauten Personen erfuhr, wollen US-Behörden der Bank bei ihrem heiklen Milliarden-Deal rund um den russischen Oligarchen Oleg Deripaska und dessen Anteilen am Baukonzern Strabag einen Strich durch die Rechnung machen. Hochrangige Vertreter des US-Finanzministeriums drängten die österreichische Bank dazu, von ihren Plänen abzurücken.

M&A-AKTIVITÄTEN BRINGEN ANLEGER AUF TRAB - ÖL IM MINUS

Zudem hielten eine Reihe von Deals die Anleger in Atem. Die Aktien von Lonza stiegen um 6,5 Prozent. Der Schweizer Konzern übernimmt für 1,2 Milliarden Dollar ein Werk des Pharmariesen Roche im US-Bundesstaat Kalifornien und will damit sein Wachstum ankurbeln.

In London griffen Investoren zudem bei Johnson Matthey zu und trieben die Aktien um 9,8 Prozent nach oben. Der britische Konzern verkauft sein Geschäft mit Komponenten für medizinische Geräte an Montagu Private Equity für 700 Millionen Dollar in bar.

Energiewerte gerieten unter Druck, nachdem die Ölpreise nach den offiziellen Zahlen zu den US-Rohöl- und Benzinvorräten absackten. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 86,19 Dollar je Fass. US-Leichtöl WTI notierte 1,8 Prozent im Minus bei 82 Dollar je Fass. Die Rohölvorräte gingen letzte Woche unerwartet zurück, da die Raffinerien ihre Aktivitäten weiter steigerten, während die Benzinvorräte stärker als erwartet anstiegen, teilte die Energy Information Administration (EIA) mit.

(Bericht von Anika Ross, Stefanie Geiger. Redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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