Geldpolitischer Kurs

Bankenverband erwartet nur graduelle Zinssenkungen der EZB

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Frankfurt (Reuters) - Der Bankenverband rechnet mit einer ersten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juni.

Er erwarte einen Schritt nach unten um 0,25 Prozentpunkte, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Heiner Herkenhoff, am Donnerstag auf einer Online-Veranstaltung. Zu diesem Zeitpunkt werde die Inflationsrate im Euroraum voraussichtlich bei etwa zwei Prozent liegen. "Anders als viele andere Marktakteure rechnen wir derzeit aber nur mit vorsichtigen, mit graduellen Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf", ergänzte er. Die Prognose der privaten Banken geht zudem davon aus, dass es nach der Zinssenkung im Juni keine kontinuierliche Folge von Schritten nach unten geben wird sondern lediglich quartalsweise Zinsschritte.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Mittwoch auf einer Veranstaltung in Frankfurt gesagt, im Juni werde die Notenbank ausreichend Sicherheit haben, um über eine erste Zinssenkung zu entscheiden. Wie der Weg nach einer Kurswende gestaltet werden solle, sei offen.

Der BdB geht noch von zwei weiteren Schritten nach unten in diesem Jahr nach dem Juni aus. "Für einen vorsichtigen Kurs bei den Zinssenkungen spricht, dass die Inflationsrate bereits im Laufe des zweiten Halbjahres wieder leicht anziehen könnte", sagte Herkenhoff. Spätestens 2025 rechnet der Bankenverband mit Inflationsraten, die leicht über der EZB-Zielmarke von 2,0 Prozent liegen. "Dieser etwas längerfristige Inflationstrend von etwa 2,25 bis 2,5 Prozent begrenzt das Zinssenkungspotenzial der europäischen Währungshüter." 2025 werde es wohl noch eine weitere Zinssenkung geben, sagte Herkenhoff. Sie werde dann bei einem Einlagensatz von drei Prozent voraussichtlich für längere Zeit bleiben.

Die EZB hält den am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, inzwischen seit September 2023 bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Sabine Ehrhardt Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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