Schwindende Zinshoffnungen lassen Dax einbrechen

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Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor einem Ausbleiben der Zinswende in den USA hat am deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss einen Kursrutsch ausgelöst.

Der deutsche Leitindex verlor bis zu 1,7 Prozent auf 18.088 Zähler - Anfang der Woche hatte er noch ein neues Allzeithoch von 18.567,16 Punkten markiert. Der EuroStoxx50 gab 1,5 Prozent nach. Die US-Notenbank Fed habe die Anleger schockiert und dem Dax eine kalte Dusche verpasst, fasste Christian Henke vom Broker IG die Stimmungslage zusammen.

Für Unruhe sorgte vor allem Neel Kashkari, der Präsident des Fed-Ablegers in Minneapolis, der sich in einem Interview sehr zurückhaltend zum Thema Zinssenkung geäußert hatte. "Wenn sich die Inflation weiterhin seitwärts bewegt, dann würde ich infrage stellen, ob wir diese Zinssenkungen überhaupt vornehmen müssen", sagte er dem Finanzportal Pensions & Investments. An der Wall Street ging es im späten Handel am Donnerstag daraufhin bergab. Die Finanzmärkte spekulierten bislang auf eine erste Lockerung im Juni. Das Ausbleiben der bereits fest eingepreisten Zinswende wäre eine Katastrophe für die Aktienmärkte, sagte Henke. Dann "dürfte es ziemlich ungemütlich an den Märkten werden".

DOLLAR VOR US-JOB-DATEN ETWAS FESTER

Die Aussicht auf langfristig sinkende Zinsen in den USA wie im Euro-Raum haben die Börsen zuletzt deutlich nach oben getrieben. Der Dax eilte in den vergangenen Wochen von einem Rekordhoch zum nächsten - seit Jahresbeginn kommt er auf ein Plus von knapp zehn Prozent.

Neue Hinweise auf das Vorgehen der Fed erhofften sich die Investoren nun von dem am Nachmittag anstehenden offiziellen US-Arbeitsmarktbericht. Volkswirte erwarten, dass der Stellenaufbau im März mit 198.000 nicht mehr ganz so kräftig ausfällt wie noch im Februar mit 275.000. Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent gehievt, um die starke Inflation einzudämmen und den Boom am Arbeitsmarkt zu dämpfen. Die Entwicklung am Jobmarkt ist daher neben den Inflationszahlen entscheidend für die Zinsabwägungen der Fed. Der Dollar-Index notierte im Vorfeld der Daten mit 104,2270 Punkten leicht fester. Der Euro trat bei 1,0835 Dollar auf der Stelle.

ÖLPREIS LEGT AUF WOCHENSICHT STARK ZU

Bei den Einzelwerten lagen die meisten Titel aufgrund der Schwäche des Gesamtmarktes im Minus. Heraus stachen die Aktien aus der Reise- und Touristikbranche. Der jüngste Ölpreis-Anstieg, der auf die Furcht vor einer Eskalation des Konfliktes in Nahost zurückzuführen ist, machte vor allem den Airlines zu schaffen. Lufthansa, Easyjet, die British Airways-Mutter IAG und Ryanair gaben zwischen drei und 2,3 Prozent nach. Der europäische Branchenindex notierte in der Spitze 2,2 Prozent schwächer.

Die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI kletterten auf Wochensicht um gut vier Prozent in die Höhe. Am Freitag verteuerten sie sich um bis zu 0,6 Prozent auf 91,22 beziehungsweise 87,07 Dollar je Barrel. Die Preise lagen damit nur knapp unter den am Donnerstag erreichten Fünf-Monats-Hoch von 91,30 beziehungsweise 87,22 Dollar je Fass. Die Angst vor einer Ausweitung des Nahost-Konflikts nahm wieder zu, nachdem bei einem Luftangriff auf das Gebäude der iranischen Vertretung in Syrien iranischen Angaben zufolge Befehlshaber der Revolutionsgarden getötet wurden. Der Iran machte Israel verantwortlich und drohte Vergeltung an. Zusätzlich trieb die Erwartung einer stärkeren Nachfrage aus China und den USA die Preise.

Die Analysten Daniel Hynes und Soni Kumari von der ANZ Bank gehen davon aus, dass Versorgungsängste Öl kurzfristig weiter verteuern dürften. Die Bank hob ihr Drei-Monats-Preisziel für Brent auf 95 Dollar pro Barrel an. "Höhere Ölpreise schüren die Inflation und bekräftigen, was Fed-Mitglied Kashkari am Donnerstag als Besorgnis äußerte, nämlich dass die Inflation gar nicht weiter abnehmen könnte", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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