Bernanke mahnt Bank of England zu Reformen - Prognose-Modell "unzulänglich"
London (Reuters) - Der von der Bank of England (BoE) als externer Berater eingesetzte ehemalige Fed-Chef Ben Bernanke mahnt die Notenbank zu einer umfassenden Reform ihrer Prognosemodelle. Das zentrale Vorhersage-Modell weise "beträchtliche Unzulänglichkeiten" auf, die eine komplette Überarbeitung oder Erneuerung erforderten, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Prüfbericht. Die Notenbank arbeite bei ihren Projektionen mit veralteter Technologie. Die BoE hatte sich mit Bernanke Expertise von außen geholt, um ihre in der Vergangenheit nicht immer treffsicheren Prognosen zu verbessern - insbesondere bei der Vorhersage der Inflationsentwicklung hatte sie mehrfach daneben gelegen.
Bernanke wurde 2022 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Er hatte die USA als Notenbankchef durch die Weltfinanzkrise sowie die anschließende Rezession gesteuert und die Wirtschaft mit seiner lockeren Geldpolitik schließlich wieder auf Wachstumskurs gebracht.
Er rät den Londoner Währungshütern, die seit langem verwendeten Inflations- und Wachstumsprojektionen in Form eines sogenannten Fächerdiagramms ("fan chart") auszumustern. Stattdessen sollte die BoE nach Ansicht Bernankes eine qualitativere Einschätzung der Risiken vornehmen und alternative Szenarien veröffentlichen. Diese sollten veranschaulichen, wie die BoE die Leitzinsen verändern könnte, wenn sich die Wirtschaft nicht wie erwartet entwickele, und welche Auswirkungen diese Änderungen hätten.
Laut BoE-Chef Andrew Bailey wird bereits an der Verbesserung der Datenplattformen der Notenbank gearbeitet. Der Abschluss werde für nächstes Jahr angepeilt. Bereits bis Ende des laufenden Jahres sollen mit Blick auf die Kommunikation der Notenbank Reformschritte eingeleitet werden.
(Bericht von David Milliken, William Schomberg, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)