Investor PPF - ProSiebenSat.1 sollte Nicht-Kerngeschäft verkaufen

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Prag (Reuters) - Der TV-Konzern ProSiebenSat.1 sollte nach Ansicht seines tschechischen Großaktionärs PPF Aktivitäten außerhalb des Kerngeschäfts verkaufen.

Das bayerische Medienunternehmen sollte E-Commerce-Assets und seine Dating-Sparte veräußern, sagte PPF-Chef Jiri Smejc am Dienstag in Prag. Insgesamt könnte bei mehreren Verkäufen "potenziell mehr als eine Milliarde Euro" hereinkommen. Das Unternehmen müsse sich neu aufstellen und sich auf Inhalte konzentrieren. "Die Firma wurde lange Zeit nicht optimal gemanagt", betonte Smejc. Von ProSiebenSat.1 war zunächst keine Stellungnahme dazu erhältlich.

PPF hält als zweitgrößer Aktionär rund 15 Prozent an ProSiebenSat.1 und könnte Smejc zufolge womöglich seinen Anteil aufstocken. "Das hängt von der Entwicklung des Aktienkurses ab und davon, wie es dem Management gelingt, das Unternehmen zu sanieren."

Die MFE-Holding der italienischen Familie Berlusconi ist größter Aktionär und hält knapp 30 Prozent am bayerischen Unternehmen. Bei der Hauptversammlung Ende April verfehlte der Antrag von MFE-MediaForEurope, dass ProSiebenSat.1 eine Abspaltung aller nicht zum Kerngeschäft zählenden Randaktivitäten vorbereiten solle, die nötige Dreiviertelmehrheit nur knapp. In der Branche hieß es, MFE und PPF hätten beide für den Antrag und damit gegen Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 gestimmt.

Smejc sagte, dass PPF völlig unabhängig von MFE handele und nicht alle Positionen der Italiener teile. "Wenn es um die Aufspaltung des Unternehmens geht, denken wir, dass diese Vermögenswerte verkauft werden sollten", sagte der PPF-Chef. "Vielleicht haben wir im Gegensatz zu den Aktionären von MFE nicht das Gefühl, dass dies in Panik geschehen muss, damit es nächsten Monat verkauft werden kann." Aber dies müsse richtig vorbereitet werden.

PPF-Chef Smejc begrüßte, dass ProSieben begonnen habe, die Kosten zu senken. Der Konzern müsse mehr in Inhalte investieren, auch im Abo-Geschäft. Hier habe ProSiebenSat.1 den Anschluss verpasst. "Das Potenzial des Unternehmens ist viel größer, als die Zahlen heute zeigen", sagte der Manager. ProSiebenSat.1 hatte am Dienstag die vorläufigen Quartalszahlen von Mitte April und die Prognose für 2024 bestätigt.

PPF ist Eigentümer des Fernsehunternehmens CME, das Sender in sechs mittel- und osteuropäischen Ländern mit 49 Millionen Zuschauern hat. Die Holding gehört der Familie des verstorbenen Milliardärs Petr Kellner.

(Bericht von Jan Lopatka, geschrieben von Klaus Lauer. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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