Zuwanderung nach Großbritannien sinkt 2023 nach Rekord auf 685.000

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London (Reuters) - Die politisch umstrittene Zuwanderung nach Großbritannien ist im vergangenen Jahr etwas gesunken.

Die Netto-Einwanderung lag 2023 bei 685.000, nach dem Rekord von 764.000 im Jahr davor, wie das nationale Statistikamt ONS am Donnerstag mitteilte. Es sei noch zu früh, um zu sagen, ob dies der Anfang eines neuen Abwärtstrends sei, hieß es. Der Streit über die Einwanderungspolitik dürfte neben der Wirtschaftslage den anstehenden Wahlkampf dominieren. Premierminister Rishi Sunak hatte am Mittwoch überraschend den 4. Juli als Wahltermin ausgerufen. Sunak und seine Konservative Partei stehen unter Druck und liegen in Umfragen klar hinter Labour.

Die Regierung will die Einwanderung eindämmen und so eines ihrer zentralen Wahlversprechen umsetzen. Sunak will vor allem die illegale Migration bekämpfen und Asylsuchende nach Ruanda schicken. Der Regierungschef kündigte am Donnerstag an, dass die ersten umstrittenen Abschiebungsflüge in das afrikanische Land nach der Wahl stattfinden sollen. Ein neues Gesetz sieht vor, dass alle Asylbewerber, die illegal nach Großbritannien kommen, nach Ruanda geschickt werden. Dort sollen sie dann Asyl beantragen. Das afrikanische Land soll im Gegenzug Geld von London erhalten. Die in Umfragen führende sozialdemokratische Labour-Partei hat angekündigt, bei einem Wahlsieg den Ruanda-Plan zu kippen.

In den vergangenen Jahren sind Zehntausende Migranten nach Großbritannien gekommen, viele auf der Flucht vor Kriegen und Armut in ihren Heimatländern in Asien, Afrika und im Nahen Osten. Oft nehmen sie den riskanten Weg über den Ärmelkanal in kleinen Booten. Organisiert wird die Überquerung häufig von Schleuserbanden. Dem Statistikamt zufolge kamen 2023 die meisten Menschen von außerhalb der EU, um in Großbritannien zu arbeiten. Damit wurde Studieren als Hauptgrund für Einwanderung abgelöst.

Die Vereinten Nationen (UN) haben Großbritannien aufgerufen, das Vorhaben zu überdenken. Asylanten nach Ruanda zu schicken, könnte Menschenrechten und dem Schutz der Personen zuwiderlaufen. Es werde weltweit ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen, erklärte jüngst Volker Türk, UN-Hochkommissar für Menschenrechte. Auch die Rechtsstaatlichkeit in Großbritannien werde ernsthaft behindert.

(Bericht von Sarah Young and Muvija M, geschrieben von Klaus Lauer, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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