Gut jeder vierte 25-Jährige im "Hotel Mama" - "Günstiger Wohnraum fehlt"

Berlin (Reuters) - Mehr als jeder vierte junge Erwachsene lebt noch bei seinen Eltern.
28 Prozent der 25-Jährigen in Deutschland wohnten im vergangenen Jahr im elterlichen Haushalt, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus mitteilte. "Der Anteil ist seit dem Jahr 2020 nahezu gleichgeblieben", hieß es dazu. Insbesondere Söhne lassen sich mit dem Auszug etwas mehr Zeit: Von ihnen lebte noch jeder Dritte bei den Eltern (33 Prozent), bei den Töchtern dagegen nur gut jede fünfte (21 Prozent).
Der Deutscher Mieterbund (DMB) macht für die Entwicklung auch ökonomische Gründe verantwortlich. "Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist so groß wie nie, die Mieten sind auf einem extrem hohen Niveau, das sich insbesondere junge Menschen in der Regel nicht leisten können", sagte dessen Präsident Lukas Siebenkotten der Nachrichtenagentur Reuters vor allem mit Blick auf die Groß- und Universitätsstädte. "Junge Erwachsene haben so oft keine andere Wahl als im 'Hotel Mama' zu bleiben." Dieser Trend werde keinesfalls ab-, sondern vielmehr zunehmen, sollte die Mietenkrise nicht endlich entschärft werden. "Dafür brauchen wir dringend die versprochene Offensive für mehr bezahlbaren Wohnraum flankiert von mietrechtlichen Reformen, um die Mietenspirale zu stoppen, sprich eine scharfe Mietpreisbremse, einen Mietenstopp im Bestand und die Ahndung von Wuchermieten", forderte Siebenkotten.
"KINDER IN NORDEUROPÄISCHEN LÄNDERN ZIEHEN FRÜHER AUS"
"Der Unterschied zwischen den Geschlechtern bleibt auch im fortschreitenden Alter bestehen", fanden die Statistiker heraus. Mit 30 Jahren wohnten immerhin noch 13 Prozent der jungen Männer mit im Elternhaushalt, jedoch nur sechs Prozent der Frauen. Im Alter zwischen 30 und 40 Jahren reduzieren sich diese Anteile noch einmal deutlich: Mit 40 wohnten nur noch fünf Prozent der Männer und rund zwei Prozent der Frauen im "Hotel Mama".
Nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat lag das durchschnittliche Alter beim Auszug aus dem Elternhaus in Deutschland im vergangenen Jahr mit 23,9 Jahren deutlich niedriger als im EU-Durchschnitt (26,3). "Noch früher ziehen Kinder in den nordeuropäischen Ländern von zu Hause aus", hieß es dazu. Mit 21,4 Jahren hatte Finnland das niedrigste Auszugsalter. Auch in Dänemark und Schweden (je 21,8 Jahre) verließen Kinder das Elternhaus vergleichsweise früh.
"Im Gegensatz dazu ist das Auszugsalter in den süd- und osteuropäischen Ländern vergleichsweise hoch", fanden die Statistiker heraus. Der höchste durchschnittliche Wert wurde mit 31,8 Jahren in Kroatien festgestellt. Aber auch in der Slowakei (31,0), in Griechenland (30,6) und Spanien (30,4) sowie Italien und Bulgarien (je 30,0) zogen Kinder spät bei den Eltern aus.
"Überall in der EU, mit Ausnahme Maltas, zogen Töchter früher aus als Söhne", hieß es weiter. In Deutschland liegt das durchschnittliche Alter beim Auszug aus dem Elternhaus bei Frauen 23,1 Jahren und bei Männern 24,7. Zum Vergleich: Im EU-Durchschnitt sind es bei Frauen 25,4 Jahre und Männern bei 27,2 Jahre.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Hans Busemann.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)