Geringe Marktbreite: Doch kein Risiko für die Börsen?

Wenige Aktien ziehen die Märkte nach oben. Das haben wir 2023 an den Börsen erlebt. 2024 ist es vor allem ein Titel, der den Markt bewegt: Nvidia. In beiden Jahren herrscht eine geringe Marktbreite an den Märkten. Ist das eine Gefahr und steht ein baldiger Absturz bevor – sollte es zu einer Schwäche bei der Nvidia-Aktie kommen?
Diese Frage wird mir bei Vorträgen immer wieder gestellt. Das ist nicht verwunderlich. Nvidia ist nun einmal die bisherige Top-Aktie 2024. Wie stark die Performance bisher ist und welche Bedeutung das für den globalen Aktienmarkt hat, verdeutlichen die folgenden Zahlen:
- So haben allein die sechs größten Aktien (inkl. Nvidia) im S&P 500 für rund zwei Drittel des Zuwachses von etwas über 15 Prozent in diesem Jahr gesorgt.
- Nvidia allein war beim MSCI World für rund drei Prozent des insgesamt mit zwölf Prozent hohen Zuwachses verantwortlich.
Nur noch einmal zur Verdeutlichung: Der MSCI World enthält mehr als 1.700 weltweite Aktien. Aber aktuell dreht sich eben alles um das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Sollte es hier zu einer Schwäche kommen, würden wohl die meisten großen US-Indizes und auch viele nach Marktkapitalisierung gewichtete Welt-Indizes deutlich unter Druck geraten.
So lautet jedenfalls eine häufig zu hörende Warnung. Und auf den ersten Blick ist das auch eine logische Verknüpfung: Wenn nur wenige Titel den Markt beherrschen, dann ist das Risiko eines Rückschlags für die Märkte besonders groß – sollte es zu einer Schwäche bei einem der marktdominierenden Titel wie eben Nvidia kommen.
UBS-Experten: Geringe Marktbreite ist kein großes Risiko für die Börsen
Nun bin ich vor Kurzem auf eine Analyse von UBS Asset Management gestoßen, die dieses Argument doch deutlich entkräftet. Zwar befindet sich die Marktbreite, gemessen an den UBS-Kriterien, auf dem niedrigsten Stand seit fast 40 Jahren. Doch hat eine geringe Marktbreite in der Vergangenheit nicht unweigerlich zu schwachen Renditen in der Zukunft geführt.
Um es passend zum Ende der „Euro 2024“ zu sagen: „Grundsätzlich sollte man nicht zu sehr verunsichert sein, wenn die besten Spieler in einem Team die meisten Punkte machen.“ Übertragen auf die Börse bedeutet das: Selbst wenn nur wenige Aktien die Märkte bestimmen, muss es nicht zu einer raschen Korrektur kommen.
Für die weitere Entwicklung an den Börsen wird das Thema KI sicherlich zentral bleiben. Doch selbst wenn die KI-Gewinner aus der ersten Reihe eine Schwäche zeigen sollten, bietet das Thema doch so viel Fantasie, dass dann auch gut Unternehmen aus der zweiten Reihe in die Bresche springen können. Als Value-Investoren schauen wir auch genau auf diese speziellen Werte. Damit sind im Endeffekt nahezu alle Unternehmen gemeint, die es schaffen können, mit KI-Anwendungen nachhaltig eine Steigerung der Produktivität voranzutreiben.
KI ist nicht nur ein Trend. KI zur Steigerung der Produktivität ist gekommen, um zu bleiben und wir stehen jetzt erst ganz am Anfang einer wirklich massiven Umwälzung. Nvidia ist das erste Symbol dieser Entwicklung an den Börsen, doch es werden weitere folgen.