Bayer baut bei sinkenden Gewinnen Tausende von Stellen ab

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Düsseldorf (Reuters) - Bayer kämpft mitten in seinem von Vorstandschef Bill Anderson verordneten Konzernumbau mit schrumpfenden Gewinnen.

Trotz eines leicht gestiegenen Umsatzes von 11,1 Milliarden Euro brach das bereinigte Ergebnis (Ebitda) im zweiten Quartal um 16,5 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro ein, wie der Leverkusener Traditionskonzern am Dienstag mitteilte. Die Zahlen lagen einen Hauch besser als von Analysten erwartet, Bayer-Aktien legten am Morgen leicht zu. Den Umbau trieb Anderson voran: Rund 5500 Stellen wurden binnen Jahresfrist gestrichen, 3200 davon im ersten Halbjahr 2024. Das Tempo werde Bayer beibehalten, machte der Konzernchef klar. "Wir führen das neue Organisationsmodell im gesamten Unternehmen ein, und es geht zügig voran." Die Restrukturierung kostet allerdings. Unter dem Strich schrieb Bayer mit einem Minus von 34 Millionen Euro rote Zahlen.

Vor allem im Agrargeschäft ließ der Konzern Federn. Das Ebitda vor Sondereinflüssen sank in der Sparte um 27,7 Prozent auf 524 Millionen Euro. Bayer steht damit nicht allein - auch US-Wettbewerber Corteva hatte über schleppende Geschäfte geklagt und seinen Ausblick zusammengestrichen. Bei rezeptpflichtigen Medikamenten (Pharmaceuticals) verdiente Bayer ebenfalls operativ weniger. Dies galt auch für das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health). Dort konnte Bayer aber wieder ein Umsatzplus von rund 5,3 Prozent verbuchen.

2500 MANAGER-STELLEN ABGEBAUT

Anderson muss den Aspirin-Hersteller aus einer tiefen Krise führen. Sein Vorgänger Werner Baumann hatte Bayer mit der milliardenschweren Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto einen schier nicht enden wollenden Rechtsstreit wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters ins Haus geholt und viel Vertrauen verspielt, Bayer drücken zudem hohe Schulden. Seit der Monsanto-Übernahme 2018 hat Bayer rund 70 Prozent an Börsenwert verloren.

Anderson hat einen Konzernumbau eingeleitet und bereits angekündigt, dass mit dem neuen Organisationsmodell ein erheblicher Personalabbau verbunden ist - zulasten vieler Führungskräfte. So sollen Hierarchien abgebaut, Bürokratie beseitigt, Strukturen verschlankt und Entscheidungsprozesse beschleunigt werden. Mit dem Programm will der seit Juni vergangenen Jahres amtierende Bayer-Chef ab 2026 die Kosten jährlich um zwei Milliarden Euro drücken. Dieses Ziel bekräftigte er nun. Zum Ende des zweiten Quartals beschäftigte Bayer noch rund 96.500 Menschen - vor Jahresfrist waren es noch rund 102.000 Menschen gewesen. Von den 3200 Menschen, die im ersten Halbjahr den Job verloren, seien 2500 Manager gewesen, sagte Anderson. Konkrete Ziele für einen Stellenabbau nannte er erneut nicht.

FOKUS AUF PHARMA-PIPELINE

Einer Aufspaltung des Konzerns, die manche Investoren gefordert hatten, hatte Anderson fürs Erste eine Absage erteilt. Stattdessen will er sich darauf konzentrieren, eine starke Pharma-Pipeline aufzubauen, die rechtlichen Risiken zu reduzieren und die hohe Verschuldung zu senken. Für Bayer ist Nachschub für die Pharma-Pipeline essenziell, da die Patente seiner Kassenschlager - der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea - Mitte des Jahrzehnts auslaufen. Im Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten gebe es schon Fortschritte, unterstrich Anderson. Bayer sei "gut damit vorangekommen, die Pipeline in der mittleren Entwicklungsphase zu verstärken, Anwendungsbereiche von Produkten zu erweitern und Innovationen in der späten Entwicklungsphase voranzubringen."

Der Konzern hatte im Mai aufgrund von Währungsbelastungen ein Gewinnziel gesenkt und einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 10,2 bis 10,8 (Vorjahr: 11,7) Milliarden Euro prognostiziert. Seine Jahresziele bestätigte Bayer nun. Dabei erwartet das Unternehmen aber, dass das währungs- und portfoliobereinigte Umsatzwachstum und die Ebitda-Marge vor Sondereinflüssen der Division Crop Science im unteren Bereich der prognostizierten Bandbreiten (minus ein bis plus drei Prozent sowie 20 bis 22 Prozent) liegen werden. Pharmaceuticals rechne nun mit einer besseren Umsatzentwicklung.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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