Institut - Schaden für Österreich durch Swift-Absage hält sich in Grenzen

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Österreich muss Ökonomen zufolge durch die wegen Terrorgefahr abgesagten Konzerte von US-Popstar Taylor Swift in Wien nicht mit größeren ökonomischen Schäden rechnen.

"Das ist für die Swift-Fans natürlich wahnsinnig schade, aber die wirtschaftlichen Folgen für Österreich und Wien werden sich in Grenzen halten", sagte Ökonom Oliver Fritz vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Größere ökonomische Effekte und Schäden würde ich ausschließen." Der Veranstalter hatte am Mittwochabend kurzfristig alle drei Taylor-Swift-Konzerte in Wien wegen eines möglicherweise geplanten Anschlags abgesagt. Die Polizei rechnete mit jeweils rund 65.000 Besuchern für die geplanten Konzerte am 8., 9. und 10. August im Ernst-Happel-Stadion.

Viele Swift-Fans sind bereits angereist. "Wer von außerhalb kommt und ein Hotel gebucht hat, hat kaum eine Möglichkeit, die Unterkunft kurzfristig zu stornieren", sagte Ökonom Fritz. Viele "Swifties" dürften daher trotz der Konzertabsage nach Wien reisen, da sie bereits Geld für Bahn- oder Flugtickets ausgeben hätten. "Viele Besucher werden deshalb trotzdem kommen und Geld ausgeben, sie müssen ja essen und trinken", so der Experte. Es werde daher Erlöse für die Wirtschaft und den Tourismus geben. "Das wird den Schaden sehr, sehr gering halten. Mögliche Ausfälle werden kaum messbar sein."

Auch langfristige Effekte erwartet der Ökonom nicht. "Es ist für eine Destination nie besonders positiv, wenn es eine Terrorgefahr gibt", sagte er. Meist sind das aber nur kurzfristige Effekte, wie man in New York und Paris nach den dortigen Terroranschlägen gesehen habe. "Dort hat sich der Tourismus schnell erholt. Die Leute vergessen wahnsinnig schnell."

40 Konzerte in 18 Städten hatte der US-Popstar Taylor Swift diesen Sommer in Europa im Rahmen ihrer "The Eras Tour" geplant. Da die Fans der Sängerin zu Dutzenden ausverkauften Konzerten von Dublin über Hamburg bis München strömen, sprechen einige Experten von "Swiftonomics" - einer Sonderkonjunktur für die chronisch lahmende Wirtschaft in Europa.

Allerdings: Man muss schon genau hinschauen, um einen wirtschaftlichen Effekt zu erkennen. Ein Beispiel dafür ist Stockholm. Zu den drei Konzerten von Swift im Mai kamen fast 180.000 Fans, die Hälfte davon aus dem Ausland. Das bescherte der Stadt einen Umsatz von fast 850 Millionen Kronen (rund 75 Millionen Euro). Aber selbst für die vergleichsweise kleine schwedische Wirtschaft, die mit einem Bruttoinlandsprodukt von umgerechnet 623 Milliarden Dollar an achter Stelle in der EU steht, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Gibt es einen Taylor-Swift-Effekt? Er ist extrem gering und bestenfalls vorübergehend", sagte ING-Chefökonom Carsten Brzeski. "Vor Großereignissen wird viel über die wirtschaftlichen Vorteile geforscht, aber im Nachhinein braucht man eine Lupe, um diese sogenannten Vorteile in den Zahlen zu finden."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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