Studie - 3,7 Millionen Euro Sportförderung pro Olympia-Medaille

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutschen Medaillen bei den Olympischen Spielen in Paris sind einer Studie zufolge teuer erkauft.

Pro Medaille habe es eine Sportförderung von 3,7 Millionen Euro gegeben, wie aus den am Dienstag veröffentlichten Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hervorgeht. Damit habe der Bund fast doppelt so viel an Zuschüssen an die Sportverbände ausgezahlt wie noch vor acht Jahren in Rio de Janeiro.

In den vergangenen zehn Jahren gab der Bund demnach immer mehr aus: Die Ausgaben für Spitzensportförderung stiegen inflationsbereinigt von 44 Millionen Euro auf knapp 60 Millionen Euro. 2016 in Rio de Janeiro hatte der Bund pro gewonnene Medaille noch rund 2,2 Millionen Euro Fördergelder an die Sportverbände gezahlt, bei den danach folgenden Spielen von Tokio dann 3,2 Millionen Euro. In Paris holte Deutschland zwölf Goldmedaillen, 13-mal Silber und achtmal Bronze. Damit landete das deutsche Team auf Rang zehn im Medaillenspiegel. "Es ist das schlechteste Abschneiden der deutschen Mannschaft seit der Wiedervereinigung", so das IW.

"Die deutsche Sportförderung ist ineffizient und verfehlt ihr Ziel, den Spitzensport nachhaltig zu stärken", sagte IW-Ökonomin Melinda Fremerey. Als größte Volkswirtschaft und bevölkerungsreichstes Land Europas verkaufe sich Deutschland unter Wert. "Die Sportförderung leidet unter derselben Krankheit, die auch die Wirtschaft belastet: Zu oft verschlechtert Bürokratie die Zielgenauigkeit staatlicher Maßnahmen", sagte Mitautor Simon Gerards Iglesias.

Über ein komplexes, bürokratisches System entscheide der Bund, wie die Fördergelder verteilt werden. Wegen der unzureichenden Zentralisierung würden zu viele Akteure am Tisch sitzen. Statt die Ressourcen gezielt auf erfolgversprechende Disziplinen zu konzentrieren, werde das Geld breit gestreut. Der Deutsche Leichtathletikverband habe zwischen 2021 und 2023 mit über 30 Millionen Euro so viel Geld erhalten wie kein anderer Verband und in Paris gerade einmal vier Medaillen gewonnen. "Auch die Nachwuchsförderung misslingt: Die deutschen Sportschulen haben immer weniger Bewerber", so das IW.

Für die Berechnung der Bundeszuwendungen pro Medaille wurden die Fördersummen für die Sportverbände im Dreijahreszeitraum anteilig mit der gewichteten Anzahl der Medaillenanzahl verrechnet.

(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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