Generalstreik in Israel - Druck auf Netanjahu für Geisel-Deal wächst

Reuters · Uhr
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Jerusalem (Reuters) - In Israel hat ein Generalstreik weite Teile des öffentlichen Lebens lahmgelegt, um die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu einem Abkommen zur Freilassung der verbliebenen Geiseln aus der Gewalt der Hamas zu drängen.

In vielen Städten blieben am Montag Behörden geschlossen, zahlreiche Bus- und Straßenbahnen fielen aus oder fuhren nur eingeschränkt. Auch der Betrieb von Israels wichtigsten und größten Flughafen Ben Gurion war beeinträchtigt. Die Arbeiter im Handelshafen Haifa traten ebenfalls in den Streik. Krankenhäuser waren nur teilweise in Betrieb, und Banken öffneten nicht. Auch Arbeitgeberverbände unterstützten den Streik und erlaubten es ihren Mitarbeitern, sich ihm anzuschließen. Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich beantragte ein Verbot des Streiks, zu dem Israels größte Gewerkschaft Histadrut aufgerufen hatte. Das Arbeitsgericht sollte noch am Vormittag darüber beraten.

Die Proteste gegen die Regierung Netanjahu hatten sich am Sonntag nochmals verstärkt, nachdem das Militär die Leichen von sechs Geiseln in einem Tunnel im südlichen Gazastreifen gefunden worden hatte. In Jerusalem und Tel Aviv zogen mindestens eine halbe Million Menschen auf die Straße, um ein Abkommen mit der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas für eine Geiselfreilassung und eine Waffenruhe zu fordern. Netanjahu warf der Hamas am Sonntag vor, entgegen den monatelangen Bemühungen gar keine Abmachung zur Geiselfreilassung zu wollen.

Seit Monaten hat sich der Druck auf Netanjahu stetig erhöht, für eine Rückkehr der Geiseln zu sorgen. Indirekte Verhandlungen über die Vermittler Katar und Ägypten sowie die USA in dem seit fast elf Monaten andauernden Krieg mit der Hamas kommen nicht voran. Netanjahu beharrt darauf, israelische Truppen im sogenannten Philadelphi-Korridor im Süden des Gazastreifens zu belassen, um so Waffenschmuggel aus Ägypten zu verhindern. Diese Truppenpräsenz gilt weithin als wichtigster Streitpunkt in den Verhandlungen mit der Hamas. Nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober sollen sich nun noch 101 Geiseln in der Gewalt der Islamisten im Gazastreifen befinden. Rund ein Drittel von ihnen gilt als tot, das Schicksal der anderen ist ungewiss.

(Bericht von Steven Scheer, geschrieben von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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