Insider: Northvolt will etwa 200 Mio bei Geldgebern einsammeln

- von Marie Mannes und Anousha Sakoui und Christina Amann
Stockholm/London/Berlin (Reuters) - Der angeschlagene schwedische Batteriehersteller Northvolt verhandelt Insidern zufolge mit seinen Geldgebern um etwa 200 Millionen Euro zusätzliche Mittel.
Die Gespräche hätten in dieser Woche stattgefunden, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Es könnte sich um eine Mischung aus Vorbestellungen von Kunden und Darlehen handeln. Zwei weitere Insider sagten, von dieser Summe hätten Investoren bereits 150 Millionen Euro mündlich zugesagt, die Verträge seien aber noch nicht unterschrieben. Ein Northvolt-Sprecher verwies am Freitag auf eine Erklärung vom 24. September, wonach das Unternehmen Fortschritte bei der Gewinnung von frischen Mitteln mache, und lehnte eine darüber hinausgehende Stellungnahme ab.
Einer der Insider sagte, es sei unklar, wie lange das Geld reicht, langfristig sei es aber wohl nicht genug. Am Donnerstag hatte Northvolt erklärt, genügend Geld für eine am Montag anstehende Steuerzahlung von umgerechnet rund 25 Millionen Euro zu haben. Damit reagierte das kriselnde Unternehmen auf Spekulationen, ob die Mittel dafür reichen. Bei dem Geld, das nun zur Diskussion steht, könnte es sich um eine Mischung um Vorbestellungen von Kunden und Krediten handeln, sagte eine andere mit dem Vorgang vertraute Person. Anteilseigner, Kunden und Gläubiger seien an den Gesprächen über eine Unterstützung des Unternehmens beteiligt.
Die Person fügte an, die Volkswagen-Tochter Scania sei führend an den Gesprächen beteiligt. Der Nutzfahrzeugehersteller erklärte dazu, in "engem Dialog" mit Northvolt zu stehen, äußerte sich aber nicht weiter. Scania setzt bei seinen Elektro-Lastwagen auf die Batterien von Northvolt und musste zuletzt die Auslieferung von Fahrzeugen wegen der Produktionsschwierigkeiten bei den Zellen verschieben.
Der Münchner Autobauer BMW ist dagegen nach Informationen einer der Personen nicht an der Finanzierungsrunde beteiligt. Ein Sprecher verwies auf den Geschäftsbericht für 2023, wo von einem Anteil von 2,8 Prozent an Northvolt die Rede ist. BMW plane nicht, an dieser Beteiligung etwas zu ändern. Die Münchner hatten im Sommer einen zwei Milliarden Euro schweren Auftrag für Batteriezellen gekündigt, die in den Elektroautos der aktuellen Generation zum Einsatz kommen sollten.
Schwedische Medien hatten zuletzt berichtet, dass Northvolt zusätzlich mehr als 1,5 Milliarden Euro aufnehmen will. Ein weiterer Insider verwies darauf, dass der Batteriehersteller zuletzt seine Pläne zurückgeschraubt habe, das habe auch den Kapitalbedarf reduziert. Wegen wegbrechender Aufträge und Problemen beim Hochfahren der Produktion hatte der Konzern im September angekündigt, seine Ausbaupläne einzudampfen. Northvolt, geführt vom ehemaligen Tesla-Manager Peter Carlsson, will die weltweit umweltfreundlichsten Batterien herstellen. Doch Produktionsprobleme bremsen das Unternehmen aus. Trotz Aufträgen über mehr als 50 Milliarden Dollar steckt Northvolt immer noch in roten Zahlen. Den Schweden macht dabei auch die Abkühlung auf dem Markt für Elektroautos zu schaffen.
Insidern zufolge will Northvolt nun Teile seiner Rohstoff-Vorräte zu Geld machen. Nach der Entscheidung, die Expansionspläne zusammenzustreichen und die Produktion von Batteriematerialien am Standort in Schweden einzustellen, würden Vorräte an Nickelsulfat und Lithiumhydroxid nicht mehr benötigt, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen am Donnerstag. Unklar ist, wie viele Vorräte Northvolt auf Lager hat und wie viel Geld das Unternehmen damit einnehmen könnte. Zuletzt waren die Preise für Batterie-Rohstoffe gefallen.
Die Bundesregierung sieht unterdessen den geplanten Bau der Northvolt-Batteriefabrik im schleswig-holsteinischen Heide nicht als gefährdet an. Die derzeitigen Probleme von Northvolt lägen alle in Schweden, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Freitag. "Das Unternehmen hat zudem ja auch bestätigt, dass das Projekt in Heide davon nicht betroffen ist." Die Bundesregierung halte an dem Projekt fest "und nach jetzigem Stand wurde uns das auch so von Northvolt gespielt". Man habe keine Informationen über mögliche Verzögerungen des Baus.
(unter Mitarbeit von Andreas Rinke. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)