IAB - Bei 14 Euro Mindestlohn erwartet jeder fünfte Betrieb Job-Abbau
Berlin (Reuters) - Bei einer Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns von derzeit 12,41 Euro auf 14 Euro rechnet fast jeder fünfte Betrieb in Deutschland mit einem Arbeitsplatzabbau.
Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Demnach würde ein Mindestlohn von 14 Euro zudem über die Hälfte aller Betriebe direkt betreffen und damit weit mehr als bei der Erhöhung auf zwölf Euro im Oktober 2022. "Es zeichnet sich ab, dass eine sprunghafte Erhöhung des Mindestlohns zumindest kurzfristig deutliche Auswirkungen auf die Lohnstruktur und die Beschäftigungserwartungen der Betriebe in Deutschland haben würde", erklärte IAB-Forscher Erik-Benjamin Börschlein.
Die Studie liefert damit Zündstoff für den Streit in Politik und Wirtschaft über den Mindestlohn. In der Ampel-Koalition etwa fordern SPD und Grüne einen Mindestlohn von über 14 Euro. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte diese Erwartung Anfang September auch in einem Schreiben an die Mindestlohn-Kommission formuliert. Die Kommission aus Vertretern von Gewerkschaften und Arbeitgebern muss bis Mitte 2025 einen Vorschlag machen, wie stark die Mindestlohn-Anhebung ab 2026 ausfallen soll. FDP und Spitzenverbände der Wirtschaft lehnen eine sprunghafte Anhebung des Mindestlohns ab und wollen die Erhöhung der Kommission überlassen, die zerstritten ist.
Der Studie zufolge beschäftigen jeweils 58 Prozent der Betriebe in West- und in Ostdeutschland Arbeitskräfte, die weniger als 14,41 Euro verdienen. Das IAB hatte die Betriebe gefragt, wer in den untersten Verdienstgruppen den Mindestlohn von 12,41 Euro bezahle oder bis zu zwei Euro darüber. Im Osten wird weit häufiger nur der Mindestlohn gezahlt: 25 Prozent der Betriebe dort gaben an, in der untersten Verdienstgruppe 12,41 Euro zu zahlen. In Westdeutschland waren dies 18 Prozent.
Je weniger die untersten Einkommensgruppen verdienen, desto eher gehen Betriebe davon aus, dass eine Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro zu einer Abnahme der Beschäftigung führen würde. Bei Betrieben, deren unterste Lohngruppen derzeit den Mindestlohn verdienen, erwartet dann fast jeder dritte einen Beschäftigungsrückgang. Insgesamt gingen rund 19 Prozent aller befragten Betriebe von einem Jobabbau aus, sollte der Mindestlohn auf 14 Euro erhöht werden.
(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)