Israel weitet trotz Anzeichen für Feuerpause Angriffe auf Beirut aus

Beirut (Reuters) - Im Libanon hat das israelische Militär seine Angriffe auf Beirut ausgeweitet, während sich zeitgleich die Anzeichen für eine bevorstehende Feuerpause verdichteten.
Israel griff am Dienstagabend verschiedene Stellen im Zentrum der Stadt an, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Sicherheitskreisen. Zuvor hatte das israelische Militär erstmals die Bewohner von vier konkreten Gebieten im Zentrum aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Den abendlichen Angriffen war eine Welle anderer Angriffe auf die Hauptstadt und ihre Vororte vorausgegangen. Dessen ungeachtet hatte die israelische Regierung signalisiert, einer Feuerpause mit der libanesischen Hisbollah-Miliz zuzustimmen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte für 19.00 Uhr (MEZ) eine Rede an.
Der israelische Armee-Sprecher Avichay Adraee rief die Bewohner in vier Vierteln im Zentrum Beiruts dazu auf, bestimmte Gebäude zu räumen. Sie sollten sich 50 Meter von den Gebäuden entfernen. Es handele sich um Einrichtungen der Hisbollah, Israel werde sie angreifen. Es folgten zunächst Angriffe auf zwei der genannten vier Ziele. Über möglicher Opfer wurde vorerst nichts bekannt. Die Hisbollah erklärte in einer ersten Stellungnahme, keine ihrer Einrichtungen sei getroffen worden
Zuvor am Dienstag hatte hatte Israel den dicht besiedelten Stadtteil Nueiri in Beirut angeriffen, ohne eine Warnung auszusprechen. Dabei wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens sieben Menschen getötet. Bombardiert wurden auch südliche Vororte Beiruts.
In Italien rief der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell dazu auf, die angepeilte Waffenruhe umzusetzen. Die auf dem Tisch liegende Vorlage umfasse alle erforderlichen Sicherheitsgarantien für Israel, sagte Borrell beim Treffen der G7-Außenminister im italienischen Fiuggi. Israels Verteidigungsminister Israel Katz warnte, sein Land werde keinerlei Toleranz walten lassen, sollte es zu irgendeinem Verstoß gegen eine Waffenruhe im Libanon kommen. "Jedes Haus im Südlibanon, das wiederaufgebaut und als Terroristenbasis eingerichtet wird, wird zerstört", sagte Katz gegenüber der UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert.
(Bericht von Laila Bassam und Maya Gebeily, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)