Inflation im Euro-Raum steigt wieder an auf 2,3 Prozent

Reuters · Uhr
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- von Frank Siebelt und Rene Wagner

Frankfurt (Reuters) - Die Inflation im Euro-Raum zieht wieder an.

Die Preise für Waren und Dienstleistungen in der 20-Ländergemeinschaft erhöhten sich im November um 2,3 Prozent binnen Jahresfrist, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit diesem Wert gerechnet, nach 2,0 Prozent im Oktober und 1,7 Prozent im September. Für die Europäische Zentralbank (EZB) sind das aber keine guten Nachrichten. Denn damit liegt die Rate wieder über der von der ihr mittelfristig angesteuerten Zielmarke von 2,0 Prozent. Gleichwohl halten Experten den Zinssenkungskurs der EZB nicht für gefährdet.

"Der Anstieg der Inflation geht hauptsächlich darauf zurück, dass der vor einem Jahr zu verzeichnende Rückgang der Energiepreise in diesem Monat aus dem Vorjahresvergleich gefallen ist", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Auch für Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, ist der Anstieg nichts Wildes. "Für die nächsten Monate zeichnen sich Inflationsraten von 2,0 bis 2,5 Prozent ab", so der Experte. "Auch wenn inflationsseitig längst nicht alles im Lot ist, wird die EZB die Leitzinsen im Dezember senken." Ähnlich sieht das die Kapitalmarktexpertin Stephanie Schoenwald von der staatlichen Förderbank KfW: "Die EZB wird die geldpolitischen Zügel in der nächsten Sitzung erneut ein Stück weit lockern." Eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte hält sie für angemessen.

Die EZB hatte im Zuge der abebbenden Inflationswelle, die im Oktober 2022 mit 10,6 Prozent ihren Höhepunkt erreicht hatte, im Juni erstmals wieder die Zinsen gesenkt. Sie legte dann im September und im Oktober nach. Der Einlagensatz, den Banken erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, und der inzwischen als Leitzins gilt, liegt derzeit bei 3,25 Prozent. Die große Mehrheit der Ökonomen geht aktuell davon aus, dass die EZB auf ihrer Zinssitzung am 12. Dezember die Marke abermals senkt. Dies wäre das vierte Mal in diesem Jahr. Zuletzt hatten manche Euro-Wächter angesichts der schwachen Konjunktur im Euroraum sogar einen großen Schritt nach unten von 0,50 Prozentpunkten erwogen.

FAKTOR ENERGIE

Aus den Eurostat-Daten geht hervor, dass die Energiepreise nicht mehr so stark sinken wie noch zuletzt. Energie verbilligte sich im November nur noch um 1,9 Prozent. Im Oktober waren es noch minus 4,6 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen, die die EZB derzeit besonders im Blick hat, nahmen um 3,9 Prozent zu, nach plus 4,0 Prozent im Oktober. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 0,7 Prozent, nach 0,5 Prozent im Oktober. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak erhöhten sich um 2,8 Prozent, nach 2,9 Prozent im Vormonat.

Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Preise für Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet sind, lag im November wie schon im Oktober und September bei 2,7 Prozent. Die EZB verfolgt diese Messgröße genau, denn sie gilt als ein guter Indikator für zugrundeliegende Inflationstrends. Bert Colijn, Chefvolkswirt Niederlande bei der Großbank ING, geht davon aus, dass dort bald mit einer Entspannung zu rechnen ist "Die Erwartung einer anhaltend schwachen Nachfrage dürfte dazu beitragen, dass die Kerninflation in den kommenden Monaten sinkt", so der Experte. Auch Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer erwartet einen Rückgang. Zwar sei die Kerninflation immer noch zu hoch. "Aber die Konjunkturschwäche begrenzt die Preissetzungsmacht der Unternehmen und sollte die Kerninflation nach der Jahreswende sinken lassen."

(Bericht von Frank Siebelt und Rene Wagner. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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