Siemens traut Gebäudetechnik deutlich höhere Margen zu

(neu: Vorstand in Pressekonferenz)
München (Reuters) - Siemens legt die Latte für seine neue Vorzeige-Sparte Smart Infrastructure (SI) höher.
Die operative Umsatzrendite im Gebäude- und Infrastrukturtechnik-Geschäft soll in den nächsten drei bis fünf Jahren 16 bis 20 Prozent erreichen, wie der Münchner Technologiekonzern auf einem Kapitalmarkttag am Sitz von SI im schweizerischen Zug mitteilte. Mit 17,3 Prozent hatte die Sparte ihr vorheriges Margenziel von 11 bis 16 Prozent im Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) deutlich übertroffen. Dabei rechnet Siemens künftig mit einem etwas verlangsamten Umsatzwachstum von sechs bis neun Prozent pro Jahr.
Das zuletzt boomende Geschäft mit Rechenzentren, das die Wachstumsraten seit 2021 im Schnitt auf elf Prozent getrieben hatte, werde sich "auf hohem Niveau normalisieren", sagte Sparten-Chef Matthias Rebellius. Der Auftragseingang für die Ausrüstung von Rechenzentren schnellte 2023/24 um 60 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro, der Umsatz stieg um die Hälfte auf mehr als zwei Milliarden Euro. Doch die Bäume wüchsen nicht in den Himmel, sagte Rebellius. Für noch mehr Rechenzentren reichten vielfach die Elektrizität und die Netze nicht aus.
Das Wachstum von Smart Infrastructure sei aber zumindest kurzfristig gesichert: Ein Auftragsbestand von 18,2 Milliarden Euro Ende September werde zu 70 Prozent schon 2024/25 zu Umsatz. Megatrends wie die fortschreitende Elektrifizierung des Lebens, CO2-Abbau und Ressourceneffizienz unterstützten SI. Der relevante Markt lege jedes Jahr um fünf bis sechs Prozent zu - 2029 wären das mehr als 300 Milliarden Euro.
Rebellius sprach von einer "enormen Erfolgsgeschichte" von SI in den vergangenen Jahren, "wenn man bedenkt, woher wir kamen und wo wir jetzt sind". Vier bis sechs Prozent Umsatzwachstum pro Jahr hatte Siemens der Sparte vor vier Jahren zugetraut, das Doppelte wurde erreicht. Bei dem Kapitalmarkttag gehe es darum, "eine unterschätzte Sparte ins Licht zu stellen". Mit dem neuen Margenziel könnte SI sogar das langjährige Aushängeschild, die Automatisierungs-Sparte Digital Industries, in den Schatten stellen. Die genannte Margen-Untergrenze von 16 Prozent sei eher theoretisch, sagte SI-Finanzchef Axel Meier, man wolle die Marge jedes Jahr nach oben schrauben. Für 2024/25 sind erst einmal 17 bis 18 Prozent das Ziel. Die Pläne seien aber "dynamisch": "Wenn die Konkurrenz besser wird, müssen wir auch besser werden."
Dazu beigetragen hat auch die Bereinigung des Portfolios: Margenschwache Firmenteile mit zwei Milliarden Euro Umsatz hatte SI auf den Prüfstand gestellt, bei der Hälfte laufe das Geschäft wieder, 800 Millionen Euro Umsatz seien verkauft worden, um die restlichen 300 Millionen werde man sich 2025 kümmern, sagte Meier. "Die Portfolio-Bereinigung wird weitergehen. Irgendetwas passiert immer." SI-Chef Rebellius schließt andererseits auch Übernahmen nicht aus - Voraussetzung für die Erfüllung der Ziele seien sie nicht.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)