Europas Börsen nach DeepSeek-Schock auf Erholungskurs

Reuters · Uhr
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Frankfurt (Reuters) - Nach dem weltweiten Ausverkauf bei Technologie-Aktien nutzen die Anleger in Europa die gefallenen Kurse zum Wiedereinstieg.

Der Dax zog am Dienstag um 0,5 Prozent auf 21.398 Punkte an; der EuroStoxx50 stieg ähnlich stark auf 5210 Zähler. "Nach dem Schock zum Wochenstart haben sich Gemüter und Lage an der Börse zunächst beruhigt und die Anleger können sich auf die anstehenden Termine mit vier großen Quartalsberichten aus den USA und zwei Notenbanksitzungen konzentrieren", kommentierte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar.

Die Erfolge des KI-Assistenten des chinesischen Startups DeepSeek, der etwa mit ChatGPT konkurriert, hatte zum Wochenstart weltweit die hohen Bewertungen der KI getriebenen Aktien in Frage gestellt. Am stärksten hatte es US-Chiphersteller Nvidia getroffen, dessen Aktien um 17 Prozent abstürzten. Damit radierte DeepSeek bei Nvidia knapp 593 Milliarden Dollar Börsenwert aus - das ist dem Datenanbieter LSEG zufolge der höchste Wertverlust bei einem Unternehmen an einem Tag. DeepSeek hat die KI nach eigenen Angaben deutlich kostengünstiger entwickelt und Chips mit geringerer Leistung eingesetzt.

Die Ansteckungseffekte des DeepSeek-Schocks auf den Dax seien aber begrenzt geblieben, sagte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Schnäppchenjäger haben sich Zeit genommen, die Lage zu sondieren und sind dann wieder eingestiegen." Im vorbörslichen US-Handel legte Nvidia um 4,6 Prozent zu. Bislang galten dessen Halbleiter als erste Wahl für KI-Anwendungen.

SAP SIEHT CHINA-KI GELASSEN

Auch Europas größtes Softwarehaus SAP reagierte gelassen auf den Hype um DeepSeek. Die Leistungsfähigkeit von DeepSeek bezeichnete Konzernchef Christian Klein zwar als großartig. Außerhalb der Volksrepublik spiele chinesische KI jedoch eine eher untergeordnete Rolle, weil es kaum Nachfrage gebe. Trotz des boomenden Cloud-Geschäfts bei SAP, das zu immer schnellerem Wachstum beiträgt, kam der Aktienkurs des Walldorfer Softwareunternehmens kaum vom Fleck. Anfängliche Kursgewinne von drei Prozent bröckelten schnell wieder ab.

Auch Siemens Energy erholte sich nach überraschend starken Quartalszahlen nur teilweise von dem Kurseinbruch um 20 Prozent am Montag. Die Titel des Energietechnikkonzerns zogen um gut vier Prozent an, nachdem die Geschäftszahlen im ersten Quartal einem Händler zufolge die Erwartungen klar übertroffen haben. Dax-Spitzenreiter war mit einem Plus von rund 13 Prozent Sartorius. Der Pharma- und Laborzulieferer ließ die Nachfrageflaute nach dem Boom in der Corona-Pandemie hinter sich.

Auch bei Kryptwährungen zeigten sich Investoren wieder risikofreudiger. Die umsatzstärkste Cyber-Devise Bitcoin verteuerte sich um bis zu zwei Prozent auf 103.370 Dollar und kletterte damit erneut über die 100.000-Dollar-Marke. "Am Markt sickert nun die Erkenntnis durch, dass das DeepSeek-Gewitter offensichtlich ein Stück weit übertrieben war", kommentierte Timo Emden, Analyst von Emden Research.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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