Muss Bundesbank um ihr Gold in USA bangen? - "Trump ist unberechenbar"

Reuters · Uhr

- von Francesco Canepa und Maria Martinez und John O'Donnell

Frankfurt/Berlin (Reuters) - Gut 1,2 Tonnen Gold der Bundesbank lagern im Tresor der Federal Reserve in New York.

Doch mit einem US-Präsidenten Donald Trump im Weißen Haus nehmen die Forderungen in Deutschland zu, die Goldreserven aus New York abzuziehen. Die US-Regierung sei nicht mehr der verlässliche Partner, der sie einmal war, sagt der Europaabgeordnete Markus Ferber (CSU) der Nachrichtenagentur Reuters. "Trump ist unberechenbar, und man kann nicht ausschließen, dass er kreative Ideen entwickelt für den Umgang mit ausländischen Goldreserven." Die Bundesbank müsse auf die neuen geopolitischen Realitäten reagieren. "Bei den Goldreserven ist Diversifikation entscheidend. Es ist nie ratsam, alle Eier in zu wenigen Körben zu haben."

Die Bundesbank verfügt mit 3352 Tonnen über den zweitgrößten Goldschatz der Welt, nach den USA. Sein Wert lag zum Jahresende 2024 bei mehr als 270 Milliarden Euro, und inzwischen hat der Goldpreis noch zugelegt. Rund 37 Prozent der deutschen Goldbestände lagern in den Hochsicherheitstresoren der Fed in New York. Mit 51 Prozent liegt der Großteil in Frankfurt, rund zwölf Prozent werden von der Bank of England in London aufgehoben. Die Goldlagerstätte in Paris hatte die Bundesbank im vergangenen Jahrzehnt aufgelöst, da Frankreich wie Deutschland den Euro als Währung hat. Somit war die deutsche Notenbank nicht mehr darauf angewiesen, dort bei Bedarf Gold gegen eine internationale Reservewährung zu tauschen.

Die wiederholten Attacken von Trump gegen US-Notenbank-Chef Jerome Powell haben in den Augen mancher Anleger Zweifel daran genährt, ob die US-Notenbank ihre Unabhängigkeit bewahren kann. Zu dem verbalen Sperrfeuer Trumps auf die Festung Fed kommt die Unsicherheit durch die unkalkulierbare US-Zollpolitik.

Der Bund der Steuerzahler verschickte diese Woche Briefe an die Bundesbank und das Finanzministerium und forderte unter Hinweis auf die weltpolitischen Machtverschiebungen, die in New York gelagerten Goldbestände nach Hause zu holen. Trump wolle die Federal Reserve kontrollieren, was auch eine Kontrolle der deutschen Goldreserven in den USA bedeuten würde, sagte Michael Jäger, Präsident des Europäischen und Vizepräsident des deutschen Steuerzahlerbunds, der Nachrichtenagentur Reuters. "Das ist unser Geld, es sollte zurückgeholt werden."

"KEINE SCHLAFLOSEN NÄCHTE"

Diese Wortmeldungen zeigen, dass die politische Debatte um eine Rückführung der Goldreserven aus den USA nicht mehr länger vor allem bei der AfD anzusiedeln ist. "Als ich anfing, nach dem Gold zu fragen, wurde ich als Verschwörungstheoretiker abgetan", sagte der AfD-Bundestagsabgeordnete Peter Boehringer. "Heute nach Trump werden meine Bedenken weithin geteilt." Fritz Güntzler, Bundestagsabgeordneter der CDU und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Finanzen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sagte hingegen, er habe keinen Grund, der Fed zu misstrauen.

Auch die Bundesbank gibt sich gelassen. Auf Anfrage hieß es, die New Yorker Fed sei weiter eine wichtige Lagerstätte für das deutsche Gold. "Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir mit der New Yorker Fed einen vertrauenswürdigen und verlässlichen Partner haben für die Lagerung unserer Goldbestände", erklärte die deutsche Notenbank. Jede Andeutung, dass Deutschland erwägen könnte, Gold aus New York abzuziehen, wäre politisch heikel, da sie als mangelndes Vertrauen in die Federal Reserve und ihre Unabhängigkeit ausgelegt werden könnte.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel musste sich bereits bei der Jahrespressekonferenz im Februar der Frage stellen, ob er sich noch damit wohl fühle, dass ein Teil der deutschen Goldbestände in New York eingelagert sei. Müsse er nicht Angst haben, dass Elon Musk dort mit seinen Praktikanten einsteige und Nato-Schulden eintreibe, wollte ein Reporter wissen. "Ich habe natürlich diese Diskussion verfolgt: Es bereitet mir keine schlaflosen Nächte", antwortete Nagel. "Ich habe da vollstes Vertrauen zu unseren Kollegen bei der amerikanischen Notenbank." Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Mauderer verwies auf der Pressekonferenz darauf, dass die Bundesbank ohnehin regelmäßig seit vielen Jahren in New York auch die Bestände kontrolliere. "Insofern müssen Sie sich keine Sorgen machen," sagte sie.

(Mitarbeit von Reinhard Becker, Frank Siebelt. Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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