Branchenverband VDA fordert Lockerung bei Verbrenner-Aus

Berlin (Reuters) - Der Autoverband VDA macht sich für ein Aufweichen des Verbrenner-Aus in der Europäischen Union ab 2035 stark.
Der Verband forderte in einem am Freitag veröffentlichten Positionspapier, das Ziel für die CO2-Reduzierung ab 2035 auf 90 Prozent aufzuweichen. Derzeit gilt in der EU, dass ab diesem Zeitpunkt gar keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr neu zugelassen werden dürfen. Dafür sollen nach Meinung des VDA Plug-In-Hybridautos, die über eine hohe elektrische Reichweite verfügen, und solche Autos, die ausschließlich mit synthetischem Kraftstoff betankt werden, weiterhin erlaubt sein. Zudem sollen synthetische Kraftstoffe eine größere Bedeutung erhalten.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller sagte, die Autobranche stehe zu den Pariser Klimazielen. Dem Bekenntnis der Autoindustrie stehe jedoch eine schwache Nachfrage in Europa, unzureichende Rahmenbedingungen für den Erfolg der Elektromobilität und ein herausforderndes wirtschaftliches Umfeld gegenüber. "Brüssel muss auf die veränderte globale Lage reagieren", sagte sie. Die Politik habe ihre Aufgabe vernachlässigt, die Rahmenbedingungen für Elektroautos zu verbessern. "Jetzt ist der Nachbesserungs- und Anpassungsbedarf umso dringlicher."
Der Verband machte sich in seinem 10-Punkte-Plan zudem dafür stark, auch bei den geplanten Verschärfungen der CO2-Grenzwerte 2030 und 2035 der Autobranche eine zweijährige Übergangsphase zu gewähren. Die EU hatte erst im Frühjahr den Autobauern eine Schonfrist eingeräumt, um Strafzahlungen wegen der strengeren Emissionsgrenzen zu vermeiden. Elektromobilität müsse in der Gesamtbilanz einen klaren Kostenvorteil bieten, erklärte der VDA, und sprach sich für niedrigere Ladestrompreise aus.
Der Umweltverband Transport & Environment kritisierte die Vorschläge des VDA dagegen scharf. "Gib ihnen einen Finger, und sie nehmen die ganze Hand", sagte T&E-Expertin Julia Poliscanova. Nach dem Aufheulen der Branche wegen der CO2-Grenzwerte im laufenden Jahr wolle die Industrie nun auch die Ziele für 2035 kippen, bevor sie ernsthaft damit begonnen habe, daran zu arbeiten. "Unterdessen stellt der Rest der Welt unabhängig davon auf Elektromobilität um. Die EU kann es sich nicht leisten, dass sie erlaubt, dass ihre Autoindustrie weiter den Anschluss verliert."
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)