Notenbank in London legt Zinspause ein: Nächste Senkung im August?

Reuters · Uhr
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London (Reuters) - In einer intern umstrittenen Entscheidung hat die Notenbank in London eine Zinspause beschlossen.

Die Währungshüter um Zentralbankchef Andrew Bailey entschieden am Donnerstag, den geldpolitischen Schlüsselsatz bei 4,25 Prozent zu belassen. Die Entscheidung im neunköpfigen geldpolitischen Ausschuss der Bank of England (BoE) fiel mit sechs zu drei Stimmen. Die Währungshüter Dave Ramsden, Swati Dhingra und Alan Taylor stimmten vergeblich für eine Reduzierung um einen Viertelprozentpunkt. Die Tür für eine Senkung könnte sich aber nach Einschätzung mancher Experten schon bald wieder öffnen.

"Dieses gespaltene Votum signalisiert, dass sich die Zentralbank darauf vorbereitet, die geldpolitischen Bedingungen möglicherweise schon im August erneut zu lockern", meint Jeremy Batstone-Carr von Raymond James Investment Services. Laut Notenbankchef Bailey bleiben die Zinsen auf einem graduellen Pfad nach unten. Sie würden jedoch keinem vorab festgelegten Trend folgen.

Die Zentralbank behielt zugleich ihren geldpolitischen Ausblick bei und erklärte, sie werde mit Blick auf weitere Zinssenkungen einen "schrittweisen und vorsichtigen" Ansatz verfolgen. Die Inflation in Großbritannien hat im Mai trotz des stärksten Anstiegs der Lebensmittelpreise seit mehr als einem Jahr etwas nachgelassen. Mit 3,4 Prozent liegt die Teuerungsrate jedoch noch weit über dem von der BoE angepeilten Wert von zwei Prozent.

Die BoE verwies darauf, dass die Energiepreise aufgrund der jüngsten Eskalation des Konflikts im Nahen Osten gestiegen sind: "Der geldpolitische Ausschuss wird diese Entwicklungen und ihre möglichen Auswirkungen auf die britische Wirtschaft weiterhin aufmerksam beobachten". Die Welt sei "höchst unberechenbar", warnte Bailey: "In Großbritannien sehen wir Anzeichen einer Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt. Wir werden genau beobachten, inwieweit sich diese Anzeichen auf die Verbraucherpreisinflation auswirken."

EINGETRÜBTES KONJUNKTURBILD

Die Notenbank hatte sich Anfang Mai zur zweiten geldpolitischen Lockerung im laufenden Jahr durchgerungen, wobei das Votum für eine Senkung um einen Viertelprozentpunkt mit fünf zu vier Stimmen denkbar knapp ausfiel. Für einen dritten Schritt nach unten im laufenden Jahr spricht die jüngste Eintrübung des Konjunkturbilds: Die Wirtschaft auf der Insel ist im April wegen eines Rekord-Einbruchs bei den US-Exporten so stark geschrumpft wie seit über anderthalb Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt sank um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Für den schwachen Auftakt in das zweite Quartal sorgte vor allem die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte im April hohe Importzölle für fast alle Länder verhängt, die später teilweise wieder ausgesetzt wurden. Die britische Wirtschaft war überraschend gut ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal wuchs sie mit 0,7 Prozent so schnell wie kein anderes Land im Kreis der großen Industrienationen (G7).

(Bericht von Suban Abdulla and David Milliken, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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