Iranischer Vergeltungsschlag gegen US-Basis in Katar - Offenbar keine Opfer

- von Andrew Mills und Parisa Hafezi und Alexander Cornwell
Dubai/Istanbul/Tel Aviv (Reuters) - Der Iran hat als Vergeltung auf die US-Angriffe auf seine Atomanlagen am Montag einen US-Stützpunkt in Katar ins Visier genommen.
Bei dem Raketenangriff habe es nach ersten Erkenntnissen keine Verletzten gegeben, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus US-Kreisen. Ein anderer US-Insider sagte, offenbar seien keine Raketen auf dem Gelände der Al-Udeid-Luftwaffenbasis eingeschlagen. Der Iran beschrieb den Angriff indes als "vernichtend und mächtig". Aus US-Kreisen hieß es, die Regierung in Teheran habe die USA und Katar über diplomatische Kanäle vorgewarnt. Unklar blieb zunächst, ob die USA ihrerseits Vergeltung üben würde.
Laut Reuters-Mitarbeitern in Doha waren Explosionen in der Hauptstadt von Katar zu hören gewesen. Die US-Nachrichtenseite Axios berichtete unter Berufung auf israelische Kreise, der Iran habe sechs Raketen auf US-Stützpunkte in Katar abgefeuert. Einer Meldung der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim zufolge wurde auch ein US-Stützpunkt im Irak ins Visier genommen. Eine Bestätigung dafür lag aber nicht vor. Irans geistliches Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei erklärte auf dem Kurznachrichtendienst X, man verhalte sich niemandem gegenüber aggressiv und dulde auch keine Aggression anderer.
Die USA hatten am Wochenende iranische Atomanlagen beschossen, der Iran drohte daraufhin mit Vergeltung. Dies hatte Sorgen genährt, die Regierung in Teheran könnte die Öl-Einrichtungen in der Region angreifen oder den zentralen Transportweg über die Straße von Hormus abriegeln. Der nach ersten Berichten begrenzte Vergeltungsschlag ohne Opfer ließ die Märkte aufatmen. Der Ölpreis gab um sieben Prozent nach, während die drei wichtigsten US-Aktienindizes kurz vor Handelsschluss in New York im Plus lagen.
Die jüngsten Angriffe von Israel und später der USA sollten nach deren Angaben den Iran am Bau einer Atomwaffe hindern. Unklar blieb aber, wie erfolgreich der US-Angriff auf die zum Teil tief unterirdisch gelegenen Atomanlagen war. Die islamische Republik hat wiederholt bestritten, nach Nuklearwaffen zu streben. US-Präsident Donald Trump war während seiner ersten Amtszeit einseitig aus einem internationalen Atomabkommen mit dem Iran ausgetreten, das dies mit diplomatischen Mitteln verhindern sollte. An dieser Vereinbarung war auch Deutschland beteiligt.
Die Agentur Tasnim berichtete auch, der Iran wolle die Zusammenarbeit mit der UN-Atomenergiebehörde IAEA auszusetzen. Die Behörde hat in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Überprüfung des iranischen Atomprogramms gespielt. Bekommen die Inspektoren keinen Zugang, kann wohl nicht unabhängig geprüft werden, wie stark die Zerstörungen tatsächlich sind.
(Geschrieben von Scot W. Stevenson. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)