Netanjahu nach Gespräch mit Trump: Keine weiteren Angriffe

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(Durchgehend neu)

- von Maayan Lubell und Steve Holland

Jerusalem/Washington/Dubai (Reuters) - Israel will nach den Worten von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu von weiteren Angriffen gegen den Iran absehen.

Das sicherte Netanjahu nach Angaben seines Büros am Dienstag nach einem Gespräch mit US-Präsident Donald Trump zu. Es habe zuvor heftige israelische Angriffe im Herzen Teherans gegeben. Israel habe damit auf den Bruch der Waffenruhe durch Iran reagiert und eine Radarstellung der Luftwaffe zerstört. Der Iran wies den Vorwurf umgehend zurück. Laut der iranischen Agentur Misan gab es zwei Explosionen in Teheran. Zudem habe es Angriffe in der nordiranischen Stadt Babolsar gegeben.

Trump hatte am Morgen auf seiner Plattform Truth Social verkündet, er habe eine Waffenruhe zwischen den Kriegsparteien vermittelt: "DER WAFFENSTILLSTAND IST JETZT IN KRAFT. BITTE VERLETZEN SIE IHN NICHT!" Doch nur wenig später ordnete die israelische Regierung neue Angriffe auf den Iran an. Verteidigungsminister Israel Katz nannte zur Begründung dafür den Beschuss mit iranischen Raketen, was eine Verletzung der Waffenruhe darstelle. Der Generalstab der iranischen Streitkräfte bestritt, dass in den vergangenen Stunden Raketen auf Israel abgefeuert worden seien, wie die iranische Agentur Nour News meldet.

Am Mittag forderte Trump dann Israel auf, von Angriffen auf den Iran abzusehen. "Israel. Werft diese Bomben nicht ab. Wenn Ihr das tut, ist das eine schwere Verletzung. Holt Eure Piloten jetzt nach Hause!" schrieb der US-Präsident auf einer Online-Plattform. Vor seiner Abreise zum Nato-Gipfel in Den Haag legte Trump vor Journalisten nach: "Mir gefiel nicht, dass Israel loslegte, direkt nachdem wir den Deal gemacht hatten", sagt er vor Reportern. "Jetzt höre ich, dass Israel gerade wieder losgeschlagen hat, weil sie meinten, die Waffenruhe sei durch eine Rakete verletzt worden, die nirgendwo einschlug. Das ist nicht das, was wir wollen.

"DEN FINGER AM ABZUG HALTEN"

Katz sagte, er habe das israelische Militär angewiesen, "die hochintensiven Operationen gegen Einrichtungen des Regimes und die Infrastruktur des Terrors in Teheran fortzusetzen". Sowohl Israel und auch der Iran hatten die Vereinbarung mit Trump zuvor bestätigt und eine Waffenruhe nach Beginn des Kriegs am 13. Juni akzeptiert. Netanjahu erklärte, Israel habe seine Ziele erreicht, das iranische Atomprogramm und die Raketenfähigkeiten zu zerstören.

Der Nationale Sicherheitsrat des Iran teilte seinerseits mit, das Militär habe Israel gezwungen, "einseitig eine Niederlage und einen Waffenstillstand zu akzeptieren". Die iranischen Streitkräfte würden jedoch "den Finger am Abzug behalten", um auf "jeden Akt der Aggression des Feindes" zu reagieren.

Der Krieg hatte am 13. Juni mit einem israelischen Überraschungsangriff auf die Atomanlagen des Iran begonnen. Iranischen Angaben zufolge wurden bei den Luftangriffen hunderte Menschen getötet. Die Informationen lassen sich wegen der strengen Medienkontrolle nicht unabhängig überprüfen. Bei den iranischen Vergeltungsangriffen starben in Israel 28 Menschen. Die USA waren am Samstag in den Krieg eingetreten und hatten unterirdische Atomanlagen im Iran bombardiert. Der Iran reagierte darauf mit einem Raketenangriff auf einen US-Stützpunkt in Katar, bei dem es keine Verletzten gab.

"NICHT MEHR IN DER LAGE"

Einem hochrangigen Vertreter des Weißen Hauses zufolge hatte Trump den Waffenstillstand in einem Telefonat mit Netanjahu vermittelt. Einem Insider zufolge sicherte der katarische Ministerpräsident die Zustimmung Teherans. Die Nachricht von der Waffenruhe hatte weltweit für Erleichterung gesorgt. Die globalen Aktienmärkte legten nach der Ankündigung zu, während die Ölpreise fielen.

US-Vizepräsident JD Vance, Außenminister Marco Rubio und der US-Sondergesandte Steve Witkoff hätten in direktem und indirektem Kontakt mit den Iranern gestanden, sagte ein Vertreter des Weißen Hauses. Der Konflikt war am Wochenende weiter eskaliert, als die USA iranische Atomanlagen bombardierten. Der Iran reagierte darauf am Montag mit Raketenangriffen auf einen US-Stützpunkt in Katar.

Die US-Regierung erklärte, ihr Ziel sei ausschließlich die Zerstörung des iranischen Atomprogramms und nicht die Ausweitung des Krieges. "Der Iran war sehr kurz davor, eine Atomwaffe zu besitzen", sagte Vizepräsident Vance dem Sender Fox News. "Jetzt ist der Iran nicht mehr in der Lage, mit der Ausrüstung, die er hat, eine Atomwaffe zu bauen, weil wir sie zerstört haben." Der Iran bestreitet, jemals ein Atomwaffenprogramm verfolgt zu haben. Der oberste Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, hat jedoch gesagt, wenn der Iran dies wolle, könnten die Staats- und Regierungschefs der Welt "uns nicht aufhalten".

Trump sprach sich am Dienstag entgegen vorheriger Andeutungen gegen einen Regimewechsel im Iran aus. Ein solcher Schritt würde zu Chaos führen, sagt er vor Reportern an Bord der Air Force One auf dem Weg zum Nato-Gipfel. Der Iran werde keine Atomwaffe bekommen, bekräftigte Trump zugleich. Zudem habe ihn der russische Präsident Wladimir Putin angerufen und Hilfe im Umgang mit dem Iran angeboten.

(Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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