26 Fonds im Crashtest: Die besten ausgewogenen Mischfonds für Europa

DAS INVESTMENT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Rendite bei überschaubarem Risiko, diesen Spagat versprechen Mischfonds. In der Beliebtheits-Skala der Anleger rangieren sie deshalb hierzulande weit oben. Im aktuellen Crashtest analysiert DER FONDS erneut die kleine Gruppe der ausgewogenen Mischfonds, die ihren Fokus auf Europa legen.

Als 2007 die US-Immobilienblase und die daraus entstandene Finanzkrise die Welt erschütterten, halbierten sich auch die Bewertungen der globalen Aktienmärkte. Der deutsche Leitindex Dax stürzte ab und überwand erst vier Jahre später seine bis dato erklommenen Höchststände. Das ist wohl der Hauptgrund, warum viele Privatanleger immer noch einen Bogen um reine Aktien-Engagements machen. Mischfonds sind dagegen weiter auf dem Vormarsch. Unterm Strich haben die Deutschen 2015 neue Gelder in Höhe von mehr als 38 Milliarden Euro in solche Fonds investiert.

Ihren Charme ziehen sie aus einem Versprechen, das da lautet: Wenn Börsenkurse fallen und die Stimmung kippt, seid ihr als Anleger nur am Rande betroffen. Unser Fondsmanager kann aus Aktien aussteigen und in Anleihen umschichten. Dreht der Wind und das Börsengewitter verzieht sich, favorisiert er dagegen erneut Aktien. Soweit die Theorie.

In der Praxis zeigen sich jedoch selbst in der kleinen Gruppe des aktuellen Crashtests erhebliche Unterschiede in den Fonds-Strukturen. Die erlaubten Quoten pro Anlageklasse reichen von 80 Prozent - wie beim Gesamtsieger Meag Euro-Balance - bis maximal 50 Prozent. Anleger sollten also auch bei Mischfonds genau hinterfragen, welcher Fonds zu welchem Anlegertyp und in welches Depot passt.

Schon fast als Exot gelten kann der SGKB Danube Tiger der St.Galler Kantonalbank auf Platz 23 der Gesamtwertung. Zwar erfüllt er alle Kriterien für die aktuelle Vergleichsgruppe, sollte jedoch lediglich einem gut strukturierten Depot beigemischt werden. Den regionalen Schwerpunkt des Fonds legt Manager Stefan Jäggi nämlich auf festverzinsliche Wertpapiere und Aktien der Donauländer. Er investiert also nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern setzt vor allem auch auf Titel aus Rumänien, Ungarn, Serbien, Moldawien oder der Ukraine. Während der Finanzkrise ging es deshalb auch schon mal um 48 Prozent mit dem Fondspreis nach unten.

Auf den oberen Tabellenplätzen hat sich seit dem vergangenen Crashtest in dieser Gruppe einiges getan. So ist der damalige Siegerfonds Condor-Balance Universal auf Platz 7 abgerutscht. Fondsmanager Steffen Bender von Feri Trust setzt unter anderem auf die europäischen Nebenwerte-Aktienfonds von MFS oder Threadneedle, die zwar langfristig exzellent sind, jedoch höheren Marktschwankungen unterliegen als Standardwertefonds. Darunter litt der Fonds im ersten Halbjahr, so dass es Punktabzüge in der Performance-Wertung gab.

Nutznießer sind der Meag Euro-Balance und der Allianz Flexi Euro Balance, die mit jeweils 204 Punkten Platz 1 in der Gesamtwertung belegen. Der Allianz-Fonds ist etwas besser im Performance-Vergleich, während der Fonds der Münchner Meag bei der Rating-Auswertung mehr Punkte einheimsen konnte.

Den dritten Platz auf dem Podest besetzt erneut der Starmix Ausgewogen. Der Dachfonds der Kepler KAG aus Österreich investiert in der Regel zu 60 Prozent in Anleihefonds und zu 40 Prozent in globale und europäische Aktienfonds, die zu großen Teilen aus Zielfonds der eigenen Gesellschaft stammen. Fondsmanager Teodoro D. Cocca kann die Bandbreiten im Fonds lediglich um bis zu 10 Prozent verändern.

Die drei Siegerfonds im Kurz-Porträt

Der Gesamtsieger: Meag Euro Balance

Der Sieg im Teilbereich Rating und ein zweiter Platz in der Performance-Auswertung reichen dem 1991 aufgelegten Fonds-Klassiker für den Platz ganz oben auf dem Treppchen. Im Stresstest fällt Fondsmanager Rainer Link allerdings ein wenig ab und erreicht nur Platz 20. Sein Arbeitgeber ist die Münchner Fondsgesellschaft Meag, die Investment-Tochter des Rückversicherers Münchner Rück. Im Gegensatz zur Konkurrenz genießt Link große Freiheiten, was die Asset Allocation des Fonds betrifft. So liegt der Aktienanteil in der Regel bei 80 Prozent.

Anders ist es, wenn der Aktienmarkt von einem heftigen Auf und Ab gekennzeichnet ist. Dann kann er dessen Anteil im rund 150 Millionen großen Portfolio auf bis zu 20 Prozent absenken. Die Basis für die Steuerung der Aktien-und Anleihequote ist ein mehrstufiger Investmentprozess. Ein Expertenteam der Meag leitet aus Fundamentaldaten, der Geldpolitik und der Marktstimmung seine Allokationsempfehlung ab.

Hat Link die Aufteilung des Fondsvermögens zwischen Aktien und Anleihen entschieden, wählt er die Aktien aus, in die er investieren will, und die aus seiner Sicht optimale Laufzeit seines Anleiheportfolios. "Aktuell sind wir mit 40 bis 45 Prozent Aktien eher defensiv positioniert. Die Aktienmärkte erscheinen uns technisch leicht überkauft", erklärt der Meag-Manager. Rücksetzer an den Börsen würde er als Gelegenheit sehen, vorsichtig Positionen wieder aufzubauen.

Banktitel gewichtet Link unter, da diese seiner Meinung zufolge durch die starke Regulierung und das Niedrigzinsumfeld weiter vor großen Herausforderungen stehen. Im Vorfeld des EU-Referendums in Großbritannien war der Fonds sehr defensiv ausgerichtet. "Die anschließende Beruhigung erfolgte schneller als von uns erwartet. Insgesamt sind wir gut durch das schwierige Fahrwasser der Brexit-Entscheidung gekommen", resümiert er.

Der Fonds ist mit 160 Aktien- und 40 Anleihe-Titeln breit gestreut. Zu den größten Werten zählen Novartis, Novo Nordisk und Daimler. Geografische Schwerpunkte sind neben Deutschland (24 Prozent), Großbritannien und Spanien (je 20 Prozent) sowie Frankreich (13 Prozent). Im Rentenanteil überwiegen Bundesanleihen und Schuldverschreibungen aus Italien, Belgien und den Niederlanden.

Links abschließender Ausblick: "Die niedrigen und negativen Zinsen werden uns auch angesichts der Schuldendiskussionen in Italien und Spanien noch längere Zeit begleiten und die Anlageklasse der Aktien unterstützen. Aktien sind nicht mehr günstig, aber angesichts der sehr niedrigen Zinsen und der fortgesetzten Kaufprogramme der Europäischen Zentralbank eine der wenigen Möglichkeiten, längerfristig positive Erträge zu erzielen." Seit dem Start im Mai 1991 erwirtschaftete der Fonds ein Plus von 332 Prozent. Das entspricht einer jährlichen Rendite von knapp 6 Prozent.

Der Performance-Sieger: Allianz Flexi Euro Balance

Die ausgewogene Mischfonds-Variante von Allianz Global Investors wird seit Anfang Mai 2015 von Jürgen Bokr gemanagt. Er verantwortet neben dem aktuellen Performance-Sieger auch den etwas sportlicher aufgestellten Schwesterfonds Allianz Flexi Euro Dynamik. Hier kann er den Aktienanteil auf 80 Prozent erhöhen. In der ausgewogenen Variante liegt sie zwischen 40 und 60 Prozent, aktuell sind es 47 Prozent.

Mithilfe der sogenannten Marktzyklus-Analyse bestimmt Bokr die Aufteilung des Fondsvermögens. Hier schaut der Manager auf das aktuelle Bewertungsniveau der Aktien- und Rentenmärkte und gewichtet prozyklisch die Anlageklasse mit entsprechend positivem Trend höher. Für die Aktienauswahl nutzt er die Conviction-Strategie seines Arbeitgebers. Gemeint ist damit eine fokussierte Anlagestrategie: Ins Portfolio kommen nur vergleichsweise wenige Aktien, von denen Bokr aber vollständig überzeugt ist.

Auf der Aktienseite favorisiert Bokr aktuell Wachstumswerte, wobei der Bankensektor seit einiger Zeit deutlich untergewichtet ist. Als Beispiel für Aktien mit Gewinnwachstum nennt er SAP aus dem Technologiebereich und Titel, die bei guter Cash-Flow-Entwicklung eine gute Dividendenrendite aufweisen. "Dies beobachten wir vor allem im Versicherungs- und Telekommunikationssektor", sagt er.

Durch die anhaltend niedrigen Zinsen erwartet der Fondsmanager auch positive Impulse im Immobiliensektor und bei zyklischen Konsumgütern. Regional bevorzugt er Titel aus Frankreich und Deutschland, die zusammen mehr als 60 Prozent des knapp 200 Millionen großen Fonds ausmachen. Zu den Top-Positionen zählen neben SAP Total und der Brauereikonzern Anheuser Busch Inbev.

Den Rententeil steuert Bokr mit Hilfe der ebenfalls hauseigenen Advanced-Fixed-Income-Strategie. Diese verwendet einen strukturierten Ansatz, um fundamentale Ineffizienzen auszunutzen. Neben Staatspapieren aus Italien, die knapp 30 Prozent im Portfolio ausmachen, setzt Bokr aktuell auf Papiere aus Spanien, Frankreich und Österreich. In die Zukunft schaut er mit gemischten Gefühlen: "Wir gehen angesichts des inhaltlich und zeitlich ungewissen Fortgangs der Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU sowie der anstehenden Wahl in den USA davon aus, dass die Kapitalmärkte anfällig für Rückschläge bleiben", sagt er.

Die anhaltende globale Niedrigzinspolitik sowie das positive globale Wirtschaftswachstum stellten jedoch auch interessante Chancen für aktive Manager in Aussicht. Dabei sieht Bokr in der "Kombination aus einer langfristigen Strategie mit kurzfristigem flexiblem Markt-Timing" auch über die nächsten Quartale ein Erfolgsrezept.

Der Stresstest-Sieger: Deka Nachhaltigkeits Balance

Der im Dezember 2011 aufgelegte Fonds der Sparkassentochter Deka glänzt erneut mit der vollen Punktezahl im Stresstest. Kein Zufallstreffer, wie ein Blick auf die Volatilitäts-Kennzahlen der vergangenen drei Monate bestätigt. Während die beiden Sieger-Fonds von Meag und Allianz im Brexit-Monat um rund 4 Prozent nach unten korrigierten, liegt der Verlust des Deka-Fonds bei lediglich einem Prozent. Im Drei-Jahres-Vergleich liegt die Konkurrenz in puncto Performance allerdings deutlich vor dem Deka-Fonds.

Der Grund für die niedrige Volatilität liegt einerseits in der Aktienauswahl, für die Fondsmanager Markus Spory ausschließlich schwankungsarme Aktien bevorzugt und außerdem Nachhaltigkeits-Aspekte berücksichtigt. So scheiden sowohl Rüstungsunternehmen aus als auch Konzerne, die mit Verstößen gegen die Menschenrechte, Kinderarbeit oder Korruption in Verbindung gebracht werden.

In den vergangenen Monaten hat Spory seine Aktienquote sukzessive von 30 auf 40 Prozent aufgestockt und dabei europäische Aktien zugunsten eines weltweit breit gestreuten Portfolios verringert. So machen erstere nur noch rund 20 Prozent des Portfolios aus, amerikanische und japanische Titel kommen auf rund 7 Prozent. Aktuell bevorzugt der Deka-Manager Aktien von Versorgern, während er Bank-und Energietitel untergewichtet.

Spory setzt bei der Aktienauswahl auf eine breite Streuung und vermeidet Einzelwetten. Keinen Titel hat er mit mehr als einem Prozent gewichtet. Zu größeren Positionen zählen etwa Terna Rete Elettrica Nazio aus Italien oder Vinci aus Frankreich. Die Top-Positionen im Rentenbereich nehmen Bundesanleihen ein, die ebenfalls zum schwankungsarmen Verlauf des Fonds beitragen.

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