3 kleine, aber spannende Unternehmen, die ich gestern kennengelernt habe

Bernd Schmid · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das Beste an meinem Job sind die Analysten-/Investorenkonferenzen, die ich besuchen darf. Dort hat man die Gelegenheit, viele Unternehmen auf einmal und vor allem deren Geschäftsführer kennenzulernen und zu sprechen. 

Das ist sehr hilfreich. Denn am Ende eines Rechercheprozesses kommen für einen langfristig orientierten Anleger mit einem Fokus auf qualitativ hochwertige Unternehmen 90 % der betrachteten Unternehmen  für eine Investition nicht infrage. Man muss also erst einmal jede Menge Unternehmen kennenlernen, um ein solches Portfolio aufzubauen.

Gestern war ich nach längerer Zeit mal wieder bei der Prior Kapitalmarktkonferenz. Und es hat sich gelohnt. Unter den gerade einmal sieben Unternehmen, die sich präsentiert haben, waren drei, die ich bisher wenig auf dem Radar hatte, die aber zumindest auf den ersten Blick interessant erscheinen. Sie sind zwar relativ klein, aber trotzdem (oder gerade deswegen) interessant.

SMT Scharf


SMT Scharf ist ein führender Anbieter von schienengebundenen Transportlösungen für den Berg- und Tunnelbau. Im Moment ist das Unternehmen noch stark auf den Kohlebergbau ausgerichtet. Klingt erst einmal wenig spannend. Allerdings scheint es mit dem Kohlebergbau trotz der vielen Klimadiskussionen noch nicht so schnell zu Ende zu gehen. Auch in Zukunft dürfte die Nachfrage nach den Lösungen von SMT Scharf hoch sein.

Aktuell erwartet das Unternehmen zwar eine kleine Flaute durchzumachen. Denn neue Regulierungen in China (wo das Unternehmen den Großteil seines Umsatzes macht) verlangen ab dem Jahr 2021 viel strengere Vorschriften für dieselbetriebene Fahrzeuge. So streng, dass es heute noch keine Lösungen dafür gibt. Die heutigen Ausschreibungen beinhalten jedoch bereits die Anforderungen.

Das wird laut SMT Scharf jedoch nur ein temporärer Effekt sein. Denn spätestens nächstes Jahr werden die Bergbauunternehmen in China wieder vermehrt bestellen müssen, um eben die Anforderungen im Jahr 2021 erfüllen zu können.

Mir gefallen solche temporären „Schwierigkeiten“, die nicht hausgemacht sind und die den ganzen Wettbewerb betreffen. Der Markt neigt in solchen Situationen oft zu Überreaktionen, die zu schönen Investitionsgelegenheiten führen können. 

Ob das hier der Fall ist, das kann ich noch nicht beurteilen. Aber das Unternehmen scheint das eine oder andere mitzubringen, das es für eine tiefergehende Recherche interessant macht: einen sehr dynamischen und kompetenten CEO und eine scheinbar attraktive Markt- und Technologieposition.

Limes Schlosskliniken


Limes ist eine Privatklinik für Stressfolgeerkrankungen. Gründer und CEO Dr. Frank möchte mit seinen Kliniken eine Versorgungslücke in Deutschland für diese Art Krankheiten schließen. Denn aktuell gibt es laut eigenen Angaben kein Angebot mit einem gehobenen Standard dafür.

Dabei ist er wohl in einem attraktiven Wachstumsmarkt aktiv, denn psychosomatische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Die erste Klinik im Rostocker Land arbeitet auch bereits profitabel, trotz einer erst 60%igen Auslastung - und mit den Gewinnen aus dieser lassen sich laut Frank bereits die Anlaufkosten  der zweiten Klinik finanzieren.

Letzteres ist interessant. Die Anlaufkosten sind nämlich sehr hoch, denn man muss für die Zulassung bei den Behörden nicht nur bereits eine Immobilie mitsamt Ausstattung haben, sondern ebenfalls auch schon das Team inklusive Chefarzt. 

Eigentlich gefallen mir solch kapitalintensive Geschäftsmodelle weniger. Auf der anderen Seite sorgt so etwas für gewisse Markteintrittsbarrieren. Das zusammen mit den mittelfristigen Plänen - eine operative Profitabilität von mehr als 20 % und ein Wachstum im zweistelligen Bereich - ist für mich zumindest Anreiz genug, auch hier einmal genauer hinzuschauen. 

mVISE


Die Digitalisierung ist in aller Munde. Sie scheint in Deutschland nicht so fortzuschreiten, wie man es gerne hätte - und wie es eigentlich notwendig sein könnte, um mittelfristig mit der Welt Schritt zu halten. mVISE will dabei helfen. Vor allem mit Beratungs- und Entwicklungsdienstleistungen, die im letzten Geschäftsjahr noch fast 90 % des Umsatzes ausmachten.

Am interessantesten fand ich jedoch trotz des noch sehr geringen Umsatzanteils das Angebot der eigenen Produkte, die mVISE entwickelt hat. Dazu gehört zum Beispiel die Datenintegrationsplattform elastic.io. Mit dieser will mVISE Unternehmen helfen, die Daten aus ihren vielen verschiedenen IT-Systemen zusammenzubringen und so besser zu nutzen. 

Dass das nicht nur gut klingt, zeigen für mich zwei Dinge. Erstens nutzen unter anderem bereits sehr große Unternehmen wie die Deutsche Telekom die White-Label-Lösung von mVISE für ihr eigenes Produktangebot. Zweitens soll mVISE damit operative Margen von über 50 % verdienen. 

Das garantiert zwar noch keinen langfristigen Erfolg. Aber die Grundlagen scheinen schon einmal nicht so schlecht zu sein.

Der Nachteil all dieser Unternehmen

Alle diese Unternehmen sind noch klein bis sehr klein, was höhere Risiken mit sich bringt. Bei mVISE ist es am deutlichsten. Die Produktumsätze befinden sich noch im einstelligen Millionenbereich - das ist praktisch gar nichts im Vergleich zu einigen Wettbewerbern. Es könnte noch eine Weile dauern, bis man weiß, ob sich mVISE wirklich durchsetzen wird.

Bei Limes ist dies ähnlich. Bei SMT Scharf hat man dieses Problem noch nicht. Aber auch dieses Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung nur im mittleren zweistelligen MIllionenbereich. Es ist schon etwas anderes, in ein solches Unternehmen zu investieren im Vergleich zu den sonstigen milliardenschweren Anbietern von Transportlösungen.

Aber man muss es mit einer Investition ja auch nicht überstürzen. Besonders Limes und mVISE kann man aus meiner Sicht noch Zeit geben. Man muss ja nicht immer von Anfang an mit dabei sein, wenn die Risiken noch höher sind. 

Klar wäre man als Amazon-Investor im Jahr 1997 heute reich (hätte man an der Aktie bis heute festgehalten, was sicherlich den allerwenigsten Anlegern von damals gelang). Aber selbst wer erst zehn Jahre später eingestiegen ist, darf sich heute über eine sehr tolle Rendite freuen.

Eins zu eins vergleichbar ist diese Situation zwar nicht mit denen der drei hier vorgestellten Unternehmen. Aber die Investitionschance wird sich für langfristig orientierte Anleger in ein paar Monaten nicht grundlegend verändern. Die Zeit ist also gut genutzt, sich solche Gelegenheiten erst einmal viel genauer anzuschauen, um das Chancen-Risiko-Verhältnis besser abschätzen zu können. 

Genau das versuche ich jetzt.

Offenlegung: Bernd Schmid besitzt Aktien von Amazon. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon.

Foto: Pressmaster / Shutterstock.com

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