AKTIE IM FOKUS: Philips nach Auftragsboom stark gefragt

dpa-AFX · Uhr

AMSTERDAM (dpa-AFX) - Die Aktien des Medizintechnikkonzerns Philips haben am Montag nach einem Auftragsboom im ersten Quartal deutlich zugelegt. Der Kurs stieg in der Spitze um fast acht Prozent auf 40,34 Euro. So viel hatten die Aktien zuletzt Ende Februar gekostet.

Gegen Mittag belief sich das Plus noch auf rund sechs Prozent, womit Philips immer noch der größte Favorit im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 war. Der Kurssprung wirkte sich auch positiv auf den europäischen Gesundheitssektor aus, der mit einem Plus von knapp unter einem Prozent der beste der Stoxx-600-Branchenübersicht war. Am deutschen Markt profitierten im Schlepptau etwa die Medizintechniker Siemens Healthineers und Drägerwerk mit Aufschlägen vom je um die vier Prozent.

Der Auftragseingang von Philips war zum Jahresauftakt stark. Philips stellt unter anderem Beatmungsgeräte her, deren Produktion der Konzern im Zuge der weltweiten Bekämpfung der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 bereits erhöht hat. Bis zum dritten Quartal soll die Produktion sogar vervierfacht werden. Dafür investieren die Niederländer mehr als 100 Millionen Euro. Im laufenden Jahr will der Medizintechnikkonzern 43 000 voll funktionsfähige Beatmungsgeräte für die Intensivpflege an die US-Regierung liefern und weitere an andere Länder der Welt.

Die Aussicht darauf konnte an der Börse offenbar über den drastischen Gewinneinbruch zum Jahresstart hinwegtrösten. Der Umsatz ging zudem auf vergleichbarer Basis leicht zurück. Das Geschäft sei seit Ende Januar in China und Asien und seit März dann im Rest der Welt von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen gewesen, hieß es. Philips rechnet mit einer Rückkehr zur Normalität im zweiten Halbjahr.

Aus Sicht der Privatbank Berenberg ist der Jahresstart zwar schwächer verlaufen als gedacht. Der angepasste Jahresausblick impliziert aber laut Analyst Scott Bardo kein Desaster. Berenberg rät daher weiter zum Kauf der Aktie und belässt das Kursziel bei 39 Euro.

Für David Adlington von der US-Bank JPMorgan ist das vorgelegte Zahlenwerk ungewöhnlich, da wegen der Corona-Krise keine realistischen Konsensschätzungen vorgelegen hätten. Die Resultate hätten insgesamt aber im Rahmen seiner Erwartungen gelegen, und seien sogar einen Tick besser ausgefallen, als so mancher Pessimist befürchtet hatte. Der Experte blieb bei seiner neutralen Bewertung der Aktie und behielt auch das Kursziel von 33,90 Euro bei.

Auch Goldman Sachs blieb bei der bisherigen Bewertung und beließ die Philips-Papiere auf der "Conviction Buy List" mit einem Kursziel von 46 Euro. Zwar sei der Umsatz und vor allem das operative Ergebnis (Ebita) noch niedriger ausgefallen als von ihr und vom Markt ohnehin schon befürchtet, schrieb Analystin Veronika Dubajova. Die neuen Jahresziele stünden aber im Einklang mit ihren Erwartungen. Auch wenn das Geschäft in diesem Jahr mit einigen Unsicherheiten verbunden sei, würde die derzeitige Bewertung der Aktie das erhebliche Gewinnpotenzial des Konzerns nicht ausreichend berücksichtigen.

Mit der aktuellen Aufwärtsbewegung setzt die Aktie des Medizintechnik-Konzerns ihre Erholung seit Mitte März fort, nachdem sie wegen der Auswirkungen der Corona-Krise Ende Februar eingebrochen war. Seit Mitte März, als der Kurs der Papiere mit 26,92 Euro auf einem Tief seit Anfang 2017 angelangt war, konnte er mittlerweile wieder um 46 Prozent zulegen./ssc/kro/ajx/jha/

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