Aktienmärkte: Analysten blicken immer noch ratlos in die Zukunft – Bald anstehende Quartalszahlen und Wirtschaftsdaten könnten mehr Licht ins Dunkel bringen

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Trotz der global rasanten Ausbreitung des Coronavirus hat sich der deutsche Aktienmarkt zu Beginn neuen Woche in einem turbulenten Marktumfeld achtbar geschlagen. Nach einer freundlichen Eröffnung fiel der Dax um bis zu 1,8 Prozent ins Minus, berappelte sich aber wieder. Am späten Vormittag notiert der Leitindex noch 0,20 Prozent im Minus bei 9610 Punkten.

Der MDax der mittelgroßen Werte verlor zuletzt 0,84 Prozent auf 20445,92 Zähler. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone sank um rund 0,5 Prozent.

Nicht zu früh freuen

Unklar ist jedoch immer noch die mittelfristige Richtung der Märkte. Eric Robertsen, leitender Analyst bei Standard Chartered, hat Kunden in einer Mitteilung vor  der zweifelhaften Nachhaltigkeit der zurückliegenden Rally gewarnt. Er sieht die Gründe des Anstiegs vor allem bei den extremen fiskalischen Maßnahmen der Regierungen und daher als nicht nachhaltig. Er verweist auf die im nächsten Monat anstehenden Quartalszahlen, sowie wichtigen US-Wirtschaftsdaten, die in der kommenden Woche veröffentlicht werden und die ein deutlicheres Bild von den wirtschaftlichen Schäden aufzeigen werden. 

„Das volle Ausmaß der wirtschaftlichen Auswirkungen ist noch nicht bekannt, und die Aktien- und Kreditmärkte sind immer noch erheblichen Risiken bei Gewinnen oder durch Herabstufungen und regulatorische Änderungen ausgesetzt“, sagte Robertsen. „Für Aktien und Kredite zum Beispiel glauben wir, dass die Beeinträchtigung der Unternehmensgewinne länger anhalten wird als der unmittelbare Schock der Gesundheitskrise. […] Vergessen Sie nicht, dass sich die Aktienmärkte im November 2008 erholten, als Unterstützungsmaßnahmen angekündigt wurden, bevor sie im März 2009 auf neue Tiefststände fielen. Erst dann begann die komplette Erholung.“

Marc Pfeffer, Chief Investment Officer bei CLS Investments, hält eine sehr schnelle Erholung an den Märkten für möglich, sollte sich die Pandemie nur über ein oder zwei Quartale erstrecken. Er weist daraufhin, dass sich die Aktienmärkte schneller erholen dürften, als die eigentliche Wirtschaft. Die Länge der Pandemie bleibt allerdings weiterhin der bestimmende Faktor für die weitere Richtung der Kurse.

„Anleger sollten sich auf weitere Turbulenzen an der Börse einstellen“, erklärte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Denn eine nachhaltige Börsenerholung sei trotz der zahlreichen Konjunkturprogramme in aller Welt eher unwahrscheinlich. „Die Anleger wollen jetzt den Höhepunkt der Virusinfektionen sehen, denn nur dann werden sie als überzeugte Käufer in den Aktienmarkt zurückkehren“, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets bereits am Freitag nach dem schwachen Wochenschluss.

Wirtschaftsweisen wollen schon jetzt Planungen für Konjunkturprogramm

Die Viruskrise belastet die Weltwirtschaft weiterhin schwer. Die „Wirtschaftsweisen“ halten mittlerweile eine schwere Rezession in Deutschland durch die massiven Folgen der Coronavirus-Krise für unvermeidbar. Wie schlimm es genau kommt, sei derzeit wegen großer Unsicherheiten unklar, hieß es im Sondergutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Sollten die aktuellen massiven Einschränkungen in Wirtschaft und öffentlichem Leben nicht allzu lange anhalten, halten sie aber auch eine relativ schnelle Erholung der deutschen Wirtschaft für wahrscheinlich. „Es ist nicht wie in einem Krieg, wo der Kapitalstock zerbombt wäre und die Arbeiter an der Front sind“, sagte der Wirtschaftsweise Volker Wieland.

Die Bundesregierung sollte aus Sicht der „Wirtschaftsweisen“ bereits jetzt überlegen, mit welchen Maßnahmen sie die Konjunktur nach einer Eindämmung der Corona-Pandemie wieder ankurbeln will. „Während die gesundheitspolitischen Einschränkungen zur starken sozialen Distanzierung noch in Kraft sind, könnte eine Ankündigung nachfrageseitiger Maßnahmen bereits positive Erwartungseffekte und Finanzmarktreaktionen auslösen“, heißt es in dem Sondergutachten. „Dazu müssen die Maßnahmen glaubwürdig die Einkommen der Haushalte und die Gewinne der Unternehmen nach Aufhebung der Einschränkungen erhöhen“, fordern die Ökonomen. „Die Maßnahmen selbst sollten jedoch erst mit Auslaufen der Einschränkungen in Kraft treten.“

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Bart Sadowski / Shutterstock.com

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