Aktienmärkte: Dieser Analyst sieht weitere 20 Prozent Korrekturpotenzial für die Märkte

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Kursbewegungen an den Finanzmärkten bleiben weiterhin von Volatilität geprägt. Abverkäufen folgen Erholungsbewegungen und nach der herben Korrektur im ersten Quartal dieses Jahres bewegen sich die großen Indizes derzeit in einem Seitwärtskorridor. Angesichts der Inflationsgefahr, der Pläne der Notenbanken, die lockere Geldpolitik zu straffen und der geopolitischen Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg herrscht jedoch wenig Optimismus für Kursgewinne. Die Frage, die den Markt derzeit bewegt, ist eher jene danach, wie tief es noch nach unten gehen kann, um sämtliche Risiken einzupreisen.

Michael Howell, Chief Executive von CrossBorder Capital und ein Experte für Marktliquidität, hat jüngst ein Szenario skizziert, in dem er weitere 20 Prozent Abwärtspotenzial für die amerikanischen Aktienmärkte sieht. Das Branchenportal Marketwatch zitiert Aussagen des Experten, wonach die globale Liquidität an den Märkten zurückgeht und es demnach weiteres Abwärtspotenzial gibt.

„Wenn Sie mehr Liquidität in ein Finanzsystem stecken, verringern Sie systemische Risiken, weil es für jedes einzelne Unternehmen viel einfacher ist, Finanzmittel zu erhalten, und wenn die Finanzierung einfach ist, werden die Menschen entlang der Risikokurve zu Instrumenten mit höherem Risiko wechseln“, erklärt der Experte ein gesundes Liquiditätsszenario. Jedoch wird ein Großteil der Liquidität durch die Zentralbanken und ihre Aktivitäten am Markt kontrolliert. Und als Reaktion auf die steigende Inflation straffen laut dem Experten rund 95 Prozent der Zentralbanken weltweit ihre Geldpolitik. Die US-Notenbank Federal Reserve hat zuletzt einen Plan vorgegeben, gut zwei Billionen Dollar ihrer Bilanz in den nächsten Monaten abbauen zu wollen.

Howell gibt anhand der Daten aus vergangenen Zinsstraffungszyklen die Rahmenbedingungen für eine Markteinpreisung so vor, dass ein normaler Straffungszyklus im Durchschnitt zu einer Korrektur von 15 Prozent im marktbreiten S&P 500 führt, der ein guter Messgrad für den amerikanischen Markt ist. Kommt eine wirtschaftliche Rezession hinzu, verstärkt sich die Korrektur in der Regel auf 30 Prozent. Sollte noch eine Bankenkrise hinzukommen, rechnet der Experte mit einer Marktkorrektur von bis zu 50 Prozent. „Ich glaube nicht, dass wir das dritte Szenario bekommen werden, ich denke, wir bekommen mehr als das erste, also tippe ich auf die Mitte, was eine etwa 30-prozentige Korrektur von der Spitze bis zum Tief ist“, so das Fazit des Experten. Da die Märkte derzeit in etwa 10 Prozent von den letzten Hochs entfernt sind, würde das weitere 20 Prozent Abwärtspotenzial bedeuten.

Klar ist, dass die Zinswende den Druck auf die Unternehmen erhöhen wird. Jedoch bleibt die Inflation der unberechenbarere Faktor, denn es ist nicht klar, ob die Notenbanken die Inflation mit dem derzeitigen Kurs effektiv bekämpfen können, da höhere Leitzinsen die Nachfrage indirekt drücken, das Inflationsproblem derzeit jedoch stark von der Angebotsseite kommt. Zudem müssten die Zinsen für eine schnelle und effektive Eindämmung der Inflation auf einen Wert gehoben werden, der der derzeitigen Inflationsrate entspricht. Und das werden die Notenbanken kaum machen können, ohne der Wirtschaft komplett den Stecker zu ziehen, angesichts der enormen weltweiten Verschuldung von Unternehmen und Staaten, die ihre Verpflichtungen dann nicht mehr realistisch bedienen könnten. Die Aussichten bleiben also ungewiss, jedoch ist eine anhaltende Marktschwäche angesichts der Lage das wahrscheinlichste Szenario, da es derzeit wenig langfristige Aufwärtsimpulse gibt.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Who is Danny / Shutterstock

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