Aktienmärkte: Gegenreaktion nach Blutbad am Montag – die entscheidenden Impulse kommen jedoch erst noch

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach seinem jüngsten Kursrutsch hat der Dax am Dienstag einen Erholungsversuch gestartet. Der deutsche Leitindex rückte um 1 Prozent auf 15.156 Zähler vor. Am Montag war er um 3,8 Prozent abgerutscht, weil Investoren eine Eskalation der Ukraine-Krise und eine deutliche Straffung der US-Geldpolitik fürchteten. Börsianer gehen davon aus, dass die Achterbahnfahrt an den Börsen erst einmal anhalten dürfte. „Aus Ukraine-Konflikt, Zinswende und Omikron ist ein gefährlicher Cocktail geworden“, sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. „Die Nervosität ist auf dem Parkett greifbar.“ Nach dem herben Abverkauf befindet sich der Dax weit unter seinem 200-Tage-Trend, konnte bei der runden Marke von 15.000 Punkten jedoch eine charttechnische Unterstützung finden.

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Für kurzfristigen Optimismus hat heute sicher auch die beeindruckende Erholung an der Wall Street gesorgt, die gestern bis Handelsende von den Anlegern geschafft wurde. Auf dem tiefsten Niveau des Dow Jones Industrial seit Anfang April griffen die Investoren bei 33.150 Punkten wieder zu. Der Leitindex holte einen Spitzenverlust von mehr als drei Prozent noch vollständig auf. Mit einem Schlussspurt schaffte es der Dow Jones Industrial letztlich sogar noch mit 0,29 Prozent ins Plus, indem er bei 34.364,50 Punkten aus dem Handel ging. Im Vergleich zum Tagestief hatte er damit etwa 1200 Zähler wieder zurückgewonnen. Der marktbreite S&P 500 ging 0,27 Prozent höher bei 4410,13 Punkten ins Ziel und der technologielastige Nasdaq 100 erholte sich um 0,49 Prozent von seinem Kursrutsch der vergangenen Tage. Er schloss bei 14 509,58 Zählern.

Diese starke Gegenbewegung dürfte allerdings eher technischer Natur sein, da vor allem die US-Märkte nach den aufreibenden letzten Wochen überverkauft waren. Mit dem S&P 500, dem Dow Jones und dem Nasdaq 100 sind in den letzten Tagen alle großen US-Indizes unter ihre 200-Tage-Trends gerutscht und mussten seit Jahresbeginn herbe Verluste verkraften. Vor allem der anhaltende Abverkauf im Tech-Sektor haben den Nasdaq und den S&P 500 belastet, da beide maßgeblich von Tech-Werten beeinflusst werden.

Dow Jones Industrial minus 5,5 Prozent seit Jahresbeginn

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S&P 500 minus 7,5 Prozent seit Jahresbeginn

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Nasdaq 100 minus 11 Prozent seit Jahresbeginn

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Die jüngste Gegenbewegung sollte also mit Skepsis betrachtet werden, da in dieser Woche noch entscheidende Termine anstehen, die die unmittelbare Richtung des Marktes vorgeben werden. Für den Tech-Sektor relevant werden die Quartalszahlen der Sektor-Giganten Microsoft und Apple am Dienstag bzw. Donnerstag. Enttäuschende Ergebnisse könnten die Talfahrt noch einmal anheizen.

Den wichtigsten Impuls dürfte jedoch die US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch nach ihrer Sitzung geben. Ein Umschwenken von der angekündigten Straffung der lockeren Geldpolitik ist angesichts der wachsenden Gefahr durch eine außer Kontrolle geratene Inflation fast ausgeschlossen. Die Fed will diese in den Griff bekommen und wird dafür auch eine noch herbere Korrektur am Markt in Kauf nehmen – vor allem da die Wirtschaft mit einer Arbeitslosenquote von 3,9 Prozent nah am Vorkrisenwert steht und sich weite Teile der Wirtschaft robust zeigen trotz der Lieferengpässe.

Dies spiegelt sich auch teilweise an den Aktienmärkten wieder, da bereits seit Wochen eine Rotation raus aus Wachstumstiteln und hinein in die solideren Value-Werte zu sehen ist. Die Fed dürfte angesichts ihrer angekündigten Maßnahmen nicht mit einem ausgewachsenen Bärenmarkt sondern mit einer weiteren Korrektur des aufgeblähten Tech-Sektors rechnen und diesen in Kauf nehmen, da die Inflationsbekämpfung das vorrangige Ziel bleibt. Lediglich eine überraschende noch deutlichere Erhöhung des Leitzins beispielsweise um 0,5 Prozent statt der angekündigten Trippelschritte um 0,25 Prozent könnte für negative Überraschungen und noch heftigere Reaktionen am Markt sorgen.

onvista-Redaktion/reuters/dpa-AFX

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