Aktienmärkte weiter im Bann des Coronavirus – Die Fakten zum Virus und die möglichen wirtschaftlichen Folgen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach seiner Vortages-Korrektur auf den tiefsten Stand seit drei Wochen konnte sich der Dax am Dienstag im frühen Frankfurter Handel nur zwischenzeitlich erholen. Bis zum frühen Mittag ist er erneut ins Minus und unter die Marke von 13.200 Punkten gefallen.

Die Stimmung an der Börse bleibe wegen der Sorgen um eine weitere Ausbreitung angespannt, schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic von Axitrader. Er sprach zunächst einmal von einer Zwischenerholung nach den starken Verlusten vom Vortag. Charttechniker sind derweil für den deutschen Leitindex immer noch vorsichtig optimistisch. Der Dax befinde sich trotz des schwachen Montags weiterhin im übergeordneten Aufwärtsmodus, schrieb Chartexperte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Erst bei Kursen, die langfristig unterhalb der Marke von 13.150 Zählern bleiben, sei Vorsicht angebracht.

Der Stand der Dinge zum Coronavirus

Das Coronavirus, das am Montag einer der Hauptgründe für die hohen Verluste war, sorgt derweil weiter für Sorgenfalten an den Kapitalmärkten. Erstmals wurde nun auch in Deutschland eine Infektion mit dem neuartigen Virus bestätigt. In China, wo die Ausbreitung der Krankheit begann, gibt es inzwischen mehr als 100 Tote. Das Virus breitet sich mit einer enormen Dynamik aus – trotz der Gegenmaßnahmen der chinesischen Behörden. Weltweit versuchen Forscher, aus der noch jungen Entwicklung auf möglichst viele Eigenschaften des Erregers zu schließen. Was man weiß – und was nicht:

CORONAVIREN: Der Erreger 2019-nCoV zählt zu den Coronaviren – so benannt, weil sie von zackenartigen Strukturen umgeben sind, die einer Krone ähneln. Sieben Vertreter dieser Gruppe verursachen beim Menschen Atemwegserkrankungen. Von dreien davon ist bekannt, dass sie mitunter schwere Symptome auslösen: Beim ebenfalls aus China stammenden Sars-Virus (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) wurden 2002/2003 rund 8000 Fälle bekannt, etwa 800 Menschen starben. 2012 tauchte in Vorderasien das Mers-Virus (Middle East Respiratory Syndrome) auf. Es ist weniger ansteckend, aber aggressiver: Von rund 2500 Infizierten bis November 2019 starben knapp 860 – etwa jeder dritte. 2019-nCoV ist sehr eng mit Sars verwandt.

INFEKTIOSITÄT: Wie ansteckend das neue Virus ist, lässt sich bisher nur schwer beurteilen. Chinesische Behörden gehen davon aus, dass ein Infizierter durchschnittlich 1,4 bis 2,5 Menschen ansteckt – das wäre ähnlich wie bei Sars. „Solche Zahlen sind extrem unzuverlässig“, sagt der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. Demnach hängt die Übertragungsrate von sehr vielen Faktoren ab – etwa ob Menschen sozial aktiv sind oder eher zuhause bleiben. Genau darauf zielen nach Ansicht Drostens die Maßnahmen in China ab. „Ich denke, diese Maßnahmen bringen etwas.“ Positiv ist, dass Menschen meist erst mit der Symptomatik infektiös werden – im Gegensatz zur Grippe, bei der Menschen schon ansteckend sind, bevor sie erkranken.

AGGRESSIVITÄT: Das neue Coronavirus scheint weniger aggressiv zu sein als Sars und Mers. Bis Dienstagmorgen starben mehr als 100 von rund 4500 Infizierten – das entspräche einer Sterberate von etwa 2 Prozent. Allerdings dürfte diese Zahl täuschen, denn gerade am Anfang eines Ausbruchs werden eher die schweren Fälle bekannt. Eine Mortalität um drei Prozent wäre nach Ansicht Drostens sehr viel. Der Experte geht davon aus, dass auch die für Sars gewöhnlich angegebenen zehn Prozent ein viel zu hoher Wert sind. „Vermutlich gab es damals viel mehr als die bekannten 8000 Sars-Fälle“, erläutert er.

SYMPTOME: Die Inkubationszeit – der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen – beträgt 2 bis 14 Tage. Die Lungenerkrankung äußert sich durch Fieber, trockenen Husten, Abgeschlagenheit und Atemnot. Weil das Virus die unteren Atemwege infiziert, haben Betroffene keinen Schnupfen. Letztlich ähneln die Symptome denen einer Sars-Infektion. Kein Wunder, denn das neue Virus dockt am gleichen Rezeptor an. Der Test auf das Virus basiert meist auf der Analyse von Sputum (Auswurf) und dauert etwa zwei Stunden.

THERAPIE: Eine spezielle Therapie für die Lungenerkrankung gibt es nicht. Schwer erkrankte Patienten werden symptomatisch behandelt: mit fiebersenkenden Mitteln, der Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen und mitunter mechanischer Beatmung.

IMPFUNG: Eine Impfung wäre das beste Mittel, die Epidemie einzudämmen. Laut Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin werden derzeit Impfstoff-Kandidaten gegen Mers am Menschen getestet. Sie seien – erfolgreiche Resultate vorausgesetzt – frühestens in einigen Monaten verfügbar. „Darauf ließe sich dann aufbauen“, sagt Schmidt-Chanasit.

RESERVOIRE: Die Reservoire verschiedener Coronaviren liegen im Tierreich. Bei Mers sind Kamele der Ursprung, bei Sars und dem neuen Erreger liegen die Reservoire vermutlich bei Fledermäusen. Auf den Menschen sprang der Sars-Erreger vermutlich von Schleichkatzen über, die auf chinesischen Märkten angeboten werden. Auch 2019-nCoV geht vermutlich von einem Tiermarkt in China aus. Von welcher Tierart das Virus übersprang, ist derzeit nicht bekannt.

SCHUTZ: Zum Schutz vor diesem wie auch anderen Viren empfehlen Experten gewöhnliche Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Desinfektionsmittel und Abstand zu Erkrankten. Den Nutzen von normalen Atemmasken – wie derzeit in China überall auf den Straßen zu sehen – schätzen Schmidt-Chanasit und Drosten als eher gering ein.

PROGNOSEN: Manche Experten rechnen mit einem langen Ausbruch. „Wir sollten das als Marathon betrachten und nicht als Sprint“, sagte Chris Whitty, der die britische Regierung in Gesundheitsfragen berät. „Das Ausmaß und die Auswirkungen dieses Ausbruchs sind derzeit unklar, weil sich die Lage rapide entwickelt“, schrieb ein Team um Anthony Fauci von den US-Nationalen Gesundheitsinstituten (NIH) im Fachblatt „JAMA“. Der Virologe Drosten hingegen kann sich vorstellen, dass die Epidemie ähnlich schnell endet wie der Sars-Ausbruch, der schnell abflaute und 2004 für beendet erklärt wurde. „Ich bin geneigt, optimistisch zu denken, weil das eine Sars-ähnliche Krankheit ist.“ Dazu passe, dass es außerhalb Chinas bislang kaum zu einer Weiterverbreitung kam. „Das ist extrem ermutigend.“ Sars kursiert zwar weiter – aber nur im Tierreich.

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Und die wirtschaftlichen Folgen?

Die Kurseinbrüche an den Börsen resultieren aus der Angst der Anleger, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen durch das Virus negativ beeinflusst wird. Bisher ist vor allem der Transport- und Tourismus-Sektor besonders betroffen, beispielsweise Aktien von Fluggesellschaften wie der Lufthansa mussten herbe Rücksetzer hinnehmen.

Für die chinesische Wirtschaft ist die Lage momentan am schlimmsten, denn die Regierung hat mehrere Städte komplett abgeriegelt und die Bewohner aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Über 40 Millionen Chinesen sind betroffen. Entsprechend stehen auch die Fabriken still und Büros bleiben leer. Auch der Einzelhandel leidet unter der Ausgangssperre. Konsum, Transport, aber auch die generelle Unternehmensstimmung leiden unter einem solchen Ausbruch, was auch zu Zurückhaltung bei Investitionen führen kann.

Langfristig dürfte sich das Ausbremsen der chinesischen Wirtschaft jedoch auch negativ auf weitere Wirtschaftssektoren auswirken. Vor allem Exportland Deutschland ist stark von der chinesischen Wirtschaftszone abhängig - eine sinkende Nachfrage könnte zur Belastung werden.

Der jetzige Ausbruch des Coronavirus wird mit der SARS-Pandemie im Jahr 2003 verglichen. Ökonomen schätzen, dass SARS die Weltwirtschaft rund 40 Milliarden Dollar gekostet hat. China musste damals laut den Schätzungen 17,5 Milliarden Dollar seines BIP einbüßen. Da die chinesische Regierung diesmal wesentlich schneller und umfassender reagiert hat, als damals bei dem SARS-Ausbruch, gehen viele Marktbeobachter davon aus, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen diesmal weniger schlimm sein werden. An den Börsen hatte es damals Kursrücksetzer von über 10 Prozent gegeben – Auch das ist bisher nicht in diesem Ausmaß aufgetreten.

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onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Naeblys / Shutterstock.com

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