Analyse: Da gibt die chinesische Regierung mal Ruhe und dann kommen solche Zahlen – Erholung der Aktie ist wieder fast komplett dahin

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In der Spitze ist die Aktie des chinesischen Amazon Konkurrenten zweistellig eingebrochen. Diesmal ist allerdings nicht die Regierung in Peking mit neuen Vorschriften für den Kursrutsch verantwortlich, sondern Alibaba selbst. Mit den Zahlen zum dritten Quartal hat der Internetkonzern gleichzeitig die Prognose gekürzt. Bei den Anlegern kommt das überhaupt nicht gut an. Die Aktie ist auf dem Weg zu einem neuen Tiefststand im laufenden Jahr. Seit Jahresanfang hat der Kurs gut ein Drittel nachgegeben.

So sind die Zahlen nicht erwartet worden

Das war es dann mit der bisherigen Prognose. Ein stärkerer Wettbewerb und Unsicherheiten infolge der Corona-Krise veranlassen Alibaba die Umsatzprognose anzupassen. Die Erlösen sollen im laufenden Geschäftsjahr jetzt nur noch nur bei 20 bis 23 Prozent liegen, teilte der Internetriese am Donnerstag bei der Vorlage seiner Quartalszahlen in Huangzhou mit. Bislang  war das Management von einem  Umsatz von 930 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 129 Milliarden Euro) ausgegangen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wäre das eine Steigerung von knapp 30 Prozent gewesen. Damit hätte Alibaba über den Schätzungen der Analysten gelegen. Der neue Ausblick liegt hingegen unter den  Erwartungen der Experten,  im Schnitt ein Plus von 27 Prozent erwartet.

Zweites Quartal ebenfalls hinter den Erwartungen 

Auch im abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal bis Ende September blieb Alibaba mit einem Umsatz von 200,7 Milliarden Yuan hinter den Analystenerwartungen zurück. Verglichen mit dem Vorjahr entsprach der Quartalswert einem Plus von gut 29 Prozent. Ohne die Erlöse der vor rund einem Jahr übernommenen Supermarktkette Sun Art betrug das Wachstum 16 Prozent. Damit verfehlte Alibaba die Erwartungen der Analysten genauso wie beim Gewinn. Lediglich im Cloud-Geschäft schnitt der Konzern besser ab als am Markt erwartet.

Die erhöhten Investitionen drückten im zweiten Geschäftsquartal auf das Ergebnis. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) betrug 34,8 Milliarden Yuan und damit 27 Prozent weniger als Jahr zuvor.

Alibaba hat sich verzockt

Unter dem Strich verdiente der Konzern nur knapp 5,4 Milliarden Yuan, 81 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum. Dies lag den Angaben zufolge hauptsächlich an Kursverlusten bei börsennotierten Unternehmen, in die Alibaba investiert hat. Ein Jahr zuvor hatten sich die Investitionen noch positiv aufs Ergebnis ausgewirkt.

Kurs kommt nicht wirklich auf die Beine 

Mit der heutigen Reaktion auf die Zahlen hat der Kurs die Anfang Oktober begonnene Erholung fast wieder aufgebraucht. Die Aktie nähert sich wieder ihrem Jahrestief bei 138,43 Dollar. Damit haben wieder einige Anleger, die auf eine weitere Erholung spekuliert haben, die Flinte ins Korn geworfen. Wie das Beispiel Amazon zeigt, hätte nur ein rückläufiger Gewinn vielleicht die Gemüter besänftigt. Aber im Gegensatz zum amerikanischen Konkurrenten konnte Alibaba den Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum nicht steigern. Und somit dürften sich jetzt auch weniger Anleger finden, die bei der Aktie das Motto „Buy the dip“ umsetzen. Wer diese Weisheit im laufenden Jahr verfolgt hat, der ist bislang fast nur auf die Nase gefallen. Nur Anleger, die in der Nähe des Jahrestiefs eingestiegen sind, dürften den Rückgang noch verschmerzen, aber sind darüber sicherlich nicht erfreut.

Geduld, Geduld und Geduld

Wer mit der Aktie von Alibaba eine ansehnliche Performance erzielen möchte, der braucht jetzt noch mehr Geduld als vor den Zahlen. Und der Weg dahin wird nicht nur lang, sondern auch steinig sein. Peking wird sicherlich mit seinen Plänen noch nicht am Ende sein und kann immer mal wieder mit neuen Vorschriften die Erholung der Aktie auf Eis legen. Zudem stottert das Geschäft erst die weiteren Quartalszahlen zeigen, ob es ein einmaliger Ausrutscher war und sich die Investitionen bezahlt machen.

Anleger die jetzt keinen langen Atem von 18 bis 24 Monaten mitbringen, die sollten sich nach anderen Investments umsehen. So schnell wie US-Konkurrent Amazon dürfte Alibaba die Charte nicht auswetzen. 2021 war bislang kein gutes Jahr für viele Aktien aus dem Reich der Mitte. Ob es 2022 besser wird ist bislang auch nicht wirklich abzusehen. Daher bleibt nur eine Möglichkeit für Anleger die an Bord bleiben: Geduld, Geduld und Geduld. Wer die nicht hat, der findet in der heutigen Folge von Mahlzeit durchaus Alternativen.

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Von Markus Weingran

Foto: testing/Shutterstock.com

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